Gemeinschaft der Gemeinden Alsdorf

Osterkerze 2020 in St. Michael (c) J. Meurer

Impuls zu Ostersonntag, 12.04.2020

Osterkerze 2020 in St. Michael
Datum:
Fr. 10. Apr. 2020
Von:
P. Gerd Blick, cp

Gedanken zum Osterfest

Aus dem Evangelium nach Lukas. 24,1-5

Am ersten Tag der Woche gingen die Frauen mit den wohlriechenden Salben, die sie zubereitet hatten, in aller Frühe zum Grab.
Da sahen sie, dass der Stein vom Grab weggewälzt war; sie gingen hinein, aber den Leichnam Jesu, des Herrn, fanden sie nicht.

Und es geschah:
Während sie darüber ratlos waren, siehe, da traten zwei Männer in leuchtenden Gewändern zu ihnen.
Die Frauen erschraken und blickten zu Boden.
Die Männer aber sagten zu ihnen: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden.

 

Gedanken zum Text

Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?

Eine provokative Frage. Wieso den Lebenden. Wir sind doch gekommen, um ihn mit Kräutern und wohlriechenden Salben zu versehen. Wenn er nicht tot wäre, wären wir ja gar nicht zum Grab gekommen.

Das ist immer die lauernde Gefahr, Jesus einbalsamieren zu wollen.

Jesus Christus festzuhalten im Grab unserer Dogmen, im Grab unserer Glaubensformeln und Riten.

Wir wollen entscheiden, wo der Auferstandene hin ist, wo er sein darf und wo er nicht sein kann.

Aber der Stein war schon weggewälzt. Mit anderen Worten der Aufer-standene ist entkommen. Kein Tod, kein Grab hat ihn festhalten können.

Wir müssen ihn suchen. Suchen nicht im Grab, nicht in verschlossenen Kirchen. Wir müssen ihn suchen und finden ihn unter den Lebenden. Wo?

 

Die Antwort darauf gibt uns ein anderer Schrifttext. Wir lesen im Evangelium nach Joh (Kap 20)

Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.

Thomas, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen:

Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen ver-sammelt und Thomas war dabei. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch!

Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete und sagte zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.

 

Gedanken zum Text

Meist trifft es ja die „Ärmsten der Armen“ – Überschwemmungen, Erdbeben, Hunger, Terror und Krieg.

Doch seit kurzer Zeit schleicht sich eine andere große Gefahr, diesmal nicht aus den ärmsten, sondern aus den reichen Ländern vor allem in die reichen Ländern ein: Corona-Virus.

Das flößt uns eine bisher unbekannte Angst ein, Angst vor Krankheit, Angst vor dem Alleinsein, Angst vor dem Tod.

Beten – beten – beten sagen Viele. Ja, das ist gewiss gut. Jetzt muss der Herrgott ran, um die chaotische Welt wieder in die Balance zu bringen, der Herrgott, der bei Ungezählten oft in Vergessenheit geraten ist.

Wir feiern Ostern. Wir feiern Jesu Sieg über den Tod, wir feiern seine Auferstehung.

Nur wenn ich daran glauben kann, dass das Leben nicht sinnlos ist, dass es nach dem Tod so etwas wie Auferstehung gibt, dass mir einmal der Sinn allen Leidens offenbar werden wird, nur wenn ich daran glauben kann, dann hat das Leben Sinn für mich und ich schließe alle Menschen ein, ob arm oder reich, gesund oder krank.

Aber dieser Glaube darf keine billige Vertröstung sein, nach unserem Tod kommt für alle nur Gutes – nein das will ich nicht glauben.

Wenn das uns neue verheißene Leben nicht hineinragt in dieses irdische Leben, wenn der Auferstandene erst hinter der Todesgrenze erfahrbar sein soll, dann brauche ich den Glauben nicht.

Gott sei Dank ist es umgekehrt – der auferstandene Christus ist in diesem meinem irdischen Leben erfahrbar und durch ihn ragt dieses neue Leben in diese Welt hinein.

Und genau das, macht mir das Evangelium deutlich: Streck deine Finger aus, hier sind meine Hände, Streck deine Hand aus und lege sie in meine Seite.

Wer den Wunden des Lebens nicht ausweicht, wer nicht hinwegschaut über das Leid und Elend anderer, wer es ganz bewusst anschaut und darüber nachdenkt, wie eventuell auch Hilfe möglich ist, der kann wie der Apostel Thomas unweigerlich zum Glauben kommen.

Wer das Leid nicht ausblendet, sondern bewusst hinschaut, wer es ertas-tet und seine Hände auf die Wunden der Zeit legt, der wird der lebendigen Hoffnung inne, die von allem Leid und von jedem Leidenden aus-geht.

Wer die Leiden der Menschen ertastet, der wird nicht mehr leben und denken können in den Kategorien „Ich habe eben Glück und der andere Pech“ gehabt, der wird in jedem leidenden auch den Gekreuzigten und Auferstandenen erkennen.

Thomas überwindet seine Zweifel, indem er auf die Zeichen des Leidens schaut. Ob er sie wirklich berührt hat, wird nicht berichtet – wichtig ist: Er schaut nicht weg. Wir haben den Herrn gesehen, sagen die anderen Jünger. Sie sind schon Glaubende.

Und hier in der gläubigen Gemeinschaft, in der Gemeinschaft derer, mit denen Thomas Freude und Leid geteilt hat, hier in der gläubigen Gemeinschaft, wo er nicht nur sein eigenes Leben, seine eigene Freude oder sein eigenes Leid ins Zentrum rückt,

hier macht er die Erfahrung der Hoffnung, der Gekreuzigte lebt, ich kann ihm begegnen und ihn identifizieren als den Gekreuzigten und als den Lebendigen durch seine Wunden und durch die Wunden der Menschen.

Kein Wunder, dass denen, die der gläubigen Gemeinschaft auch heute den Rücken kehren oder sich langsam aber sicher herausstehlen, dass denen auch der Glaube langsam abhandenkommt.

Aber so gesehen, tragen wir uns alle gegenseitig im Glauben, so gesehen, sind wir alle aber auch mit verantwortlich für den Glauben und das Lebensglück anderer.

„Reich deine Hand her und sei nicht ungläubig, sondern gläubig“ – diese Aufforderung Jesu an Thomas lädt uns ein bei jedem Kommuniongang, vertrauensvoll unsere Hand zu öffnen, um gläubig in Berührung zu kommen mit Jesus, der sich im Brot von uns berühren lässt,

um uns zu heilen von allen Zweifeln, um unseren Unglauben in Glauben zu verwandeln. Aber wir müssen ihm schon die Hand entgegenhalten.

Aber nicht nur ihm, sondern allen, die die Narben von Leid und Schmerz und Hunger am Leibe tragen.

Deshalb dürfen wir dankbar sein, dass ungezählte Menschen in aller Welt gerade jetzt nicht wegschauen, wenn sie Leid, Hunger, Krankheit und Sterben und Tod sehen, sondern tatkräftigt mithelfen, das Leid zu lindern.

Sehen und helfen, beten und handeln, beides muss immer Hand in Hand gehen.

 

Zu Ostern wünschen wir Ihnen das Licht der Osterkerze, das Licht, das Jesus Christus selber ist. Möge seine Auferstehung für uns zur Vision für unsere Zukunft werden, ein Traum, an deren Erfüllung wir gemeinsam wirken. Wenn einer träumt, bleibt es ein Traum, wenn alle träumen ist das Beginn einer neuen Wirklichkeit – lautet ein Spruch. In diesem Sinne gesegnete und frohe Ostern, im Namen des Teams,

P. Gerd Blick, cp

Impuls zur Osternacht

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