Gemeinschaft der Gemeinden Alsdorf

Ministrantinnen (c) Bild: Peter Weidemann In: Pfarrbriefservice.de

Impuls zur Osternacht, 11.04.2020

Ministrantinnen
Datum:
Fr. 10. Apr. 2020
Von:
Guido Fluthgraf

Gedanken zur Osternacht

Wir feiern das Osterfest in einer Zeit der Gefährdung durch den Virus Sars CoV-2.

Menschen müssen, physisch von Familien, Freundinnen und Freunden, Verwandten und Kolleginnen und Kollegen und anderen getrennt leben. Manche trauern über einen verstorbenen Angehörigen als Folge der Pandemie. Wir alle haben keine Gewähr dafür, dass wir vor dieser Erfahrung verschont bleiben werden.

 

Wie nahe wird uns die Erfahrung der Bedrohung an Leib und Leben kommen? Wann wird die Zeit der Auflagen zum Schutz vor dem Virus endlich beendet sein?

 

Die Erfahrung von Trennung und Abschied kann uns verunsichern und zeigt, wie zerbrechlich und verwundbar das Leben ist. Manchmal blitzt diese Erfahrung auf, wenn unser Alltag durch eine Erkrankung oder den Tod eines Angehörigen unterbrochen wird. Bei einigen Menschen wird sie zu einem beständigen Begleiter, mit endlosen Therapien, Prognosen, Erfolgen und Misserfolgen.

Kranke, Notleidende und einsame Menschen müssen ertragen, dass die Welt sich einfach weiterdreht und mitunter nur wenig Notiz von ihrer Not genommen wird.

Doch in diesen Tagen ist alles anders: Für uns alle dreht sich die Welt nicht einfach weiter wie bisher. Über einen langen Zeitraum wird uns unausweichlich vor Augen geführt, dass es für uns alle um Leben und Tod, um Gemeinschaft und Trennung und um die schmerzhafte Erfahrung geht, dass es in diesem Leben keine Sicherheit gibt.

 

Dass wir zu Tode kommen und in Unsicherheit leben müssen, ist nicht Gottes Wille. Schon gar nicht ist der Virus eine Strafe Gottes!

 

„Gott ist die Liebe“ (1 Joh 4,16), das dürfen wir glauben! Liebe schenkt Gemeinschaft und Beziehung, Heil und Geborgenheit.

Gott will nicht, dass wir in Nöte kommen. Er will auch nicht, dass sie uns von ihm und voneinander trennen, dass wir den Tod erleiden.

Die österliche Botschaft lautet: Christus ist von den Toten auferstanden. Für uns bedeutet es, dass wir in der „Wirklichkeit des neuen Lebens wandeln“ (Röm 6,4) können, wie es Paulus in seinem Brief an die Römer scheibt. Gemeint ist hier nicht nur der Sieg über den irdischen Tod. Gemeint ist vor allem die Überwindung unserer Trennung von Gott im hier und jetzt: in den Bedrohungen und Ängsten, in den Gefährdungen, in der Pandemie, sogar im Zweifel an seine Nähe und Macht.

 

Gott hat in seinem Sohn durchgemacht, was Menschen verschuldet oder unverschuldet durchmachen mussten und müssen. Paulus verbindet die Nähe Gottes gerade in solchen Situationen mit dem Geschenk der Taufe (Röm 6,3).

Durch sie sind wir mit dem Leiden und Sterben Jesu verbunden. Das bedeutet aber auch, dass Jesus sich mit unseren Leiden und unserem Tod verbunden hat.

Das neue Leben, von dem Paulus spricht, entzieht uns nicht den Gefährdungen, denen wir alle ausgeliefert sind. Es macht uns nicht immun gegen Gefahren. Es gibt uns aber die Zuversicht, dass uns nichts und niemand, keine Krankheit, kein Virus, ja nicht einmal der Tod von Gott trennen kann. Es ist wahr, die Schöpfung ist voller Sehnsucht (vgl. Röm 8,19 ), in ihr gibt es „Sklaverei und Verlorenheit“ (Röm 8, 21). Sie „seufzt (und) liegt „in Geburtswehen“ (Röm 8, 22).

Christus steht auch heute mitten unter den Menschen in der Pandemie und allen Gefahren. Er ist das neue Leben, die Antwort Gottes auf den Aufschrei der ganzen Schöpfung und der Menschen nach Heil und Heilung.

Als Getaufte tragen wir diese Antwort in uns, damit wir sie voller Hoffnung denen weitergeben, die in Ängsten sind.

Alle Getauften führt es damit auch dazu, Christus in den Nöten und Ängsten der Menschen zu suchen und zu finden. Im Sakrament des Nächsten ist Jesus für uns erfahrbar. Was wir ihnen tun, das tun wir auch ihm (vgl. Mt 25, 31-46) und er damit auch an uns: Gebende Liebe ist geschenkte Liebe für die, die geben.

Viele Räume der Solidarität, wahrer Menschlichkeit und Nähe werden besonders in diesen Tagen geschaffen und geöffnet.

In ihnen ist göttlicher Boden, auf dem Menschen stehen können, ist göttlicher Atem, damit sie leben, ist konkrete Nähe, die - in Liebe geschenkt - mit Gott verbindet.

Auch wenn die Kirchen zu Ostern leider geschlossen sein müssen, stehen uns so unendlich viele Räume offen, miteinander das Osterfest zu feiern.

Gott schenke uns und allen Menschen dazu seinen Frieden und seinen Segen.

 

Guido Fluthgraf



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