An einem der Sonntage im Juni hören wir im Sonntagsgottesdienst das Evangelium vom Sturm auf dem See.
Zum einen ist das in diesem Jahr das Leitwort unserer Erstkommunionfeiern: „Mit Jesus in
einem Boot“.
Als „Sturm auf dem See“, als Sturm im Meer unseres Lebens, hat vermutlich jeder und jede die Zeit seit März 2020 erlebt, die Zeit der Corona-Pandemie. Auch die Familien unserer Kommunionkinder.
Vieles konnte und durfte nicht wie gewohnt sein, und von einem ganz normalen Alltag mit vielen liebgewordenen Dingen und vielem, was ganz einfach unkompliziert geht, sind wir immer noch entfernt, auch wenn es Hoffnungsschimmer gibt und manches wieder möglich ist. Und da fragen wir uns doch wie die Jünger: Kann es sein, dass Jesus wie im Evangelium hinten im Boot schläft?
Ähnliches denke ich mir, wenn ich auf die augenblickliche Situation der Kirche schaue. Als wären der Missbrauchsskandal und die Versuche der Aufarbeitung noch nicht „Sturm“ genug, da kommt „wie aus heiterem Himmel“ die „Verordnung aus Rom“ zur Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren.
Wiederum gefolgt von zahlreichen Kirchenaustritten. Ich habe in meinen Berufsjahren immer gerne gesagt, dass ich Pastoralreferentin in der katholischen Kirche bin, aber inzwischen bläst mir dann manchmal der Wind ziemlich offen ins Gesicht. Und die Fragen und Zweifel kann ich gut verstehen. Denn auch ich sehe manche (Rückwärts-)Entwicklung mit einigem Erschrecken.
Ist das die Kirche, in der ich meinen Dienst mit Begeisterung begonnen habe?
Ich möchte auch in Zukunft mit Freude sagen, dass ich in dieser Kirche und für sie arbeite, dass mir der Glaube und die Menschen am Herzen liegen und dass ich mitschauen und mich dafür einsetzen möchte, wie es in der Zukunft auch hier in unseren Gemeinden in Alsdorf gut weitergehen kann, wovon wir uns vielleicht verabschieden müssen und welche neuen Wege wir gehen können. Im Vertrauen auf Jesus, der zu dem Sturm und den Wellen gesagt hat: Schweig, sei still! Der bei uns ist, auch wenn wir vielleicht denken, dass er schläft.
Im November werden in den nordrhein-westfälischen Bistümern die „Räte“, also der GdG-Rat und die Gemeinderäte, neu gewählt, und ebenso die Kirchenvorstände! Ich hoffe sehr, dass viele weiterhin oder neu mitmachen, weil ihnen trotz allem Kirche nicht egal ist und weil wir nur gemeinsam Kirche sind! Und weil es unsere Kirche ist.
Ihre
Bärbel Schumacher, PRef