Gemeinschaft der Gemeinden Alsdorf

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Gedanken zum Pfingstfest 2021

beten
Datum:
Do. 20. Mai 2021
Von:
B. Schumacher

Lesung aus der Apostelgeschichte (Apg 2,1-11)

Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort.

Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.

Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.

In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel.

Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. Sie waren fassungslos vor Staunen und sagten: Seht! Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: Parther, Meder und Elamíter, Bewohner von Mesopotámien, Judäa und Kappadókien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrýgien und Pamphýlien, von Ägypten und dem Gebiet Líbyens nach Kyréne hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, Juden und Proselýten,

Kreter und Áraber – wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden.

 

„Dein Geist weht, wo er will, wir können es nur ahnen,

er greift nach unsern Herzen und bricht sich neue Bahnen.“

So heißt es in einem neuen geistlichen Lied.

Der Bibelvers, auf den dieses Lied zurückgeht, lautet ursprünglich: „Der Wind weht, wo er will“ (Joh 3,8) .

Kein Wunder, denn das hebräische Wort „Ruach“ – hat verschiedene Bedeutungen: Wind, Atem oder Geist, Energie oder Lebenskraft.

Interessanterweise ist es weiblich, und in der Bibel finden wir dieses Wort 400 x. Wir könnten also sagen: von der Geistkraft Gottes wird 400x gesprochen, und zwar sowohl im Alten als auch im Neuen Testament!

Der Geist oder besser gesagt: die Geistkraft Gottes bringt also in Schwung, bringt frischen Wind, rüttelt auf und wirbelt vielleicht manchmal durcheinander.

Sie rüttelt nicht nur am ersten Pfingstfest in Jerusalem die verängstigten Jünger auf, die sich eingeschlossen haben, sondern viele Menschen, die über Zeiten hinweg die Geistkraft Gottes erfahren und sich von ihr haben bewegen lassen.

Die Jünger haben Angst, sehen darum alles eng und verängstigt. Angst und Enge sind nicht nur von unserem deutschen Wort her verwandt. Wer Angst hat, sieht vieles nur eng. Das gilt auch heute, und auch in der Kirche.

Dabei wirbelt der Heilige Geist auf, er schenkt neuen Mut und Weite.

Mut, offen zu sagen, was ich denke und wo ich denke, dass sich etwas ändern muss: in meinem Umfeld, in der Gesellschaft, in der Kirche.

Der Heilige Geist bringt Farbe ins Leben. Er lässt viele Facetten zu. Warum haben wir nur so wenig Mut dazu?

Papst Franziskus hat gesagt: „Die Kirche ist kein Käfig für den heiligen Geist.“

Diese Worte finde ich wunderbar. Denn sie eröffnen Weite, möchte keine Ausgrenzung und sperren nicht ein.

So sind Menschen, die aus dem Geist Gotte leben.

Sie sind in Bewegung gebracht. Sie spüren eine innere Antriebskraft. Aber sie können sie weder packen noch dirigieren. Sie lassen sich von dieser Kraft leiten, ohne zu wissen, wohin sie führt. Sie sind mutig.

Menschen, die sich vom Geist leiten lassen, sind auf der Suche – und lassen sich überraschen. Sie sind mutig, weil sie sich auf nicht Erprobtes, vom Mainstream noch nicht Anerkanntes einlassen – und dafür Partei ergreifen und ihre Meinung vertreten.

Sie spüren: Da ist etwas, das mich innerlich antreibt. Ich muss mich bewegen lassen, auch wenn ich noch nicht weiß, wohin der Weg führt.

Pfingsten ist der Geburtstag der Kirche.

Ich träume von einer Kirche, in der das alles miteinander gelebt wird,

an vielen Orten,

einer Kirche, in der Menschen frei leben und atmen können, in der keiner glaubt, die Wahrheit zu besitzen, sondern in der alle miteinander auf der Suche nach der Wahrheit sind und sich dabei vom Geist Gottes leiten lassen, einer Kirche, die Einheit in der Vielfalt lebt.

Das alles ist einerseits ein Traum, aber in vielen Ansätzen gibt es das auch schon, an vielen Orten, und auch hier bei uns, und auch vor allem da, wo wir es nicht vermuten! Immer dann nämlich, wenn Menschen sich vom Geist Gottes anrühren und bewegen lassen und aus ihm leben!

In diesem Sinne allen ein frohes und bewegtes Pfingstfest!

Lassen wir uns von Gottes Geist in Bewegung bringen!

Bärbel Schumacher, PRef



 

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