Wie viele Menschen haben in diesen Tagen nach dem Segen der Sternsingerinnen und Sternsinger gefragt! Ich habe fast den Eindruck, in dieser merkwürdigen, durch die Corona-Pandemie und den Lockdown geprägten Zeit, ist der Segen wichtiger denn je! Und mit viel Phantasie und Einsatz bringen Kinder, Jugendliche und Erwachsene den Segen des Kindes in der Krippe kontaktlos zu den Häusern und den Menschen in unseren Gemeinden.
Aber was ist das eigentlich „Segnen“?
Was bedeutet es, wenn wir Segen für einen Menschen oder für ein Haus erbitten?
Die Worte Segnen und Segen sind ja in unserem Alltag nicht mehr sehr geläufig. Höchstens, dass wir mal sagen:
Ein Segen, dass das noch passierte. Ein Segen, dass das Auto noch bremsen konnte.
Manchmal verwenden wir Menschen das Wort auch, ohne es zu wissen. ... Wenn wir einem Skifahrer „Hals und Beinbruch“ wünschen, dann wünschen wir ihm, dass seine Knochen gesegnet sind, dann das Wort „Bruch“ stammt vom Hebräischen „barach“ – segnen.
Wenn wir als Kinder aus dem Haus gingen, dann zeichnete uns unsere Mutter immer ein Kreuz auf die Stirn, manchmal auch mit Weihwasser.
Und viele kennen das auch, dass wir ein Brot vor dem Anschneiden segnen.
Was segnen heißt, wird am deutlichsten am lat. Wort für segnen – bene-dicere. Das Gute sagen oder sprechen, das Gute in den Blick nehmen. Das Gute stark machen.
Genau darum geht es beim Segnen.
In diesen Menschen, in diesen Menschen, die den Segen empfangen oder die den Gegenstand, um den es geht, anschauen oder gebrauchen, will Jesus das Gute stark machen.
Und wir brauchen in diesem Sinne gesegnete Menschen, die für andere zum Segen werden.
Ein gesegneter Mensch ist ein Mensch noch lange nicht, wenn er reich und satt und mit allen Gütern gesegnet ist. Gesegnet ist ein Mensch dann, wenn von ihm für andere Segen ausgeht, wenn in seinem Leben Hoffnung und Ermutigung für andere sichtbar werden.
Gottes Segen hat etwas mit Heil, Heilung, mit dem hebräischen Wort Shalom - Frieden im umfassenden Sinn zu tun. Etwas soll gut oder besser werden. Zeitlich gesehen kann der Segen nicht in die Vergangenheit, sondern nur in die Gegenwart und Zukunft zugesprochen werden.
Die Quelle des Segens ist alleine Gott! Er ist es, der segnet. Er tut dies aber auch durch Menschen. Sie geben im Name des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes seinen Segen weiter. Der Mensch ist es, der um den Segen Gottes bittet. Gott erhört diese Bitten und Gebete und schenkt uns Menschen seine Nähe, sein Heil, seinen Shalom.
Segen kann auch etwas mit Berührung zu tun haben.
Wird ein Mensch freundlich begrüßt, so ist es in unserer Kultur eine Geste, ihm die Hand zu geben. Ein noch stärkerer Ausdruck ist das Umarmen des Anderen. Durch körperliche Berührungen wird auf besondere Weise Trost und Verbundenheit vermittelt. Sei es, dass jemand einem anderen die Hand hält oder ein Vater seinem Kind über den Kopf streichelt, wenn es weint. Die meisten kennen solche und ähnliche Empfindungen aus eigener Erfahrung und spüren im Moment auch deutlich, wie sehr solche Erfahrungen uns fehlen.
Haben Gefühle denn etwas mit Segen und Gott zu tun? Meiner Erfahrung nach ja!
Menschen, die die Liebe Gottes nicht mit Gefühl in Zusammenhang bringen und versuchen, Gott rational zu erfassen, sind um ein vielfaches ärmer an Erlebnissen mit Gott. Ich glaube auch, dass Gott uns Gefühle gegeben hat, um auch ganz unbewusst ein Segen für andere zu sein.
Wenn wir Gottes Segen zugesprochen bekommen, dann wird uns die bewahrende Macht Gottes zugesprochen. Wir stellen uns unter seinen besonderen Schutz. Etwas von der Kraft Gottes ist mit uns. Sein Frieden, den er in uns hinein legt, kann an uns sichtbar werden. Wir können Friedensstifter in einer Welt voller Unzufriedenheit sein. Der Friede Gottes, der größer ist als alle Macht der Welt, wird mit, um, und in uns sein. In der Ewigkeit werden wir dies sicherlich noch stärker erleben, aber mit dieser Gewissheit kann jeder, ob in Krankheit, Armut, Einsamkeit, Krieg oder welcher Not auch immer, sich mit Zuversicht und Trost in die Zukunft führen lassen und Segen erleben. Erfahren wir in diesem Sinne in ganz besonderer Weise in diesem Jahr den Segen der Sternsinger!
20*C+M+B+21
Christus mansionem benedicat
Christus segne dieses Haus!
Bärbel Schumacher