Gemeinschaft der Gemeinden Alsdorf

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Impuls zum 2. Sonntag im Jahreskreis/B - 17. Januar 2021

beten
Datum:
Mi. 13. Jan. 2021
Von:
B. Schumacher

(Joh 1,35–42)

In jener Zeit stand Johannes am Jordan, wo er taufte, und zwei seiner Jünger standen bei ihm. Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn und sagte: Seht, das Lamm Gottes! Die beiden Jünger hörten, was er sagte, und folgten Jesus.

Jesus aber wandte sich um, und als er sah, dass sie ihm folgten, fragte er sie: Was wollt ihr? Sie sagten zu ihm: Rabbi – das heißt übersetzt: Meister –, wo wohnst du? Er antwortete: Kommt und seht! Da gingen sie mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm; es war um die zehnte Stunde.

Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer der beiden, die das Wort des Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren. Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: Wir haben den Messias gefunden. Messias heißt übersetzt: der Gesalbte – Christus.

Er führte ihn zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sagte: Du bist Simon, der Sohn des Johannes, du sollst Kephas heißen. Kephas bedeutet: Fels – Petrus.

"Kommt und seht!" - Diese einfache Einladung Jesu an die beiden Männer spricht nicht nur die Jünger Jesu an. Sie kann uns die Augen dafür öffnen, was Nachfolge heißt und wie sie geschieht. Die anderen drei Evangelisten schildern im Gegensatz zu Johannes, dass Jesus die Jünger beziehungsweise die Apostel beruft: Er geht auf bestimmte Menschen zu und spricht sie konkret an, zum Beispiel: "Kommt her, folgt mir nach!" Es ist eine Aufforderung, ja, klingt fast wie ein Befehl.

Da stellt sich doch die Frage:

Kann sich ein Mensch, könnte ich mich so schnell entscheiden und auf das Wort eines Menschen hin alles stehen und liegen lassen und mit ihm gehen?

Wollte denn keiner der gefragten Jünger von Jesus genauer erfahren, was ihm auf dem Weg mit ihm bevorsteht?

  • Unser eigener Glaubensweg ähnelt doch mehr dem, wie bei Johannes Jesus Menschen in seine Nachfolge ruft. Nachfolge Jesu ist da eher ein schrittweises Werden und Wachsen;
  • ein Weg, auf dem auch andere mit uns zusammen unterwegs sind;
  • ein Neugierigsein; eine Sehnsucht; ein Suchen nach dem Retter der Welt; ein Sich-Informieren; ein Kennenlernen; ein Mitleben; ein Erfahren am eigenen Leib und ein
  • Sich-dafür-Entscheiden; ein Zeugnis-Bekommen und ein Selber-Bezeugen der frohen Botschaft.

Manchmal geht es auf diesem Weg einen großen Schritt vorwärts, dann nur viele kleine Schritte; es gibt Stillstand und womöglich auch Rückschritt. Ganz besonders scheint Johannes die offene und werbende Art Gottes in Jesus herauszustellen, die die Menschen vorbehaltlos einlädt und ihnen die Freiheit der Entscheidung lässt. "Kommt und seht!", sagt er zu den beiden Männern.

Doch halt! Die Geschichte fängt noch früher an. Die Männer sind Jünger von Johannes dem Täufer, der mit seiner machtvollen Predigt viele in seinen Bann zieht. Er sagt aber deutlich, dass er nicht der gesuchte Retter, sondern nur der Wegbereiter ist. Er selbst macht seine Jünger auf Jesus aufmerksam, dem sie jetzt als neuem Meister folgen. Für sie beginnt damit ein immer tieferes Verstehen und Erkennen dessen, der ihre tiefe Sehnsucht nach Heil, Frieden, Liebe und Gerechtigkeit stillen kann und will. Jesus spricht diese Männer an, fragt sie nach ihrem Wunsch. Es scheint ihnen selbst noch nicht klar zu sein, was sie genau suchen, aber sie wollen Jesus näher kennen lernen.

"Rabbi - wo wohnst du?", war damals eine gebräuchliche Formel dafür, von einem Lehrer mitgenommen zu werden, der nicht auf der Straße lehren durfte. "Kommt und seht!" Die Männer nehmen die Einladung an und gehen mit. Sie haben diesen Tag mit Jesus verbracht, um ihn zu erleben, um zu sehen und zu hören, um zu fragen und miteinander zu reden, und ganz sicher auch, um Jesus mit Johannes dem Täufer zu vergleichen. Das ermöglicht Entscheidung. Johannes schildert, dass die Begegnung zwischen den Männern und Jesus um die zehnte Stunde stattfindet. Erstaunlich, eine solche Zeitangabe mitten im Text. Vielleicht, um die Entscheidung zu verdeutlichen. Vielleicht, um zu sagen: die Begegnung mit Jesus kann verändern, kann Hoffnung und Licht in ein Leben bringen, ermöglicht etwas völlig Neues. Dies wird deutlich bei dem einen Mann, der danach namentlich genannt wird, Andreas. Von seinem Freund und Mitsucher hören wir nichts mehr, aber Andreas hat einen Namen und wird konkret für uns. Sein

Suchen und seine Sehnsucht scheinen sich erfüllt zu haben, können in Worte gefasst und mitgeteilt werden: "Wir haben den Messias gefunden." Andreas hat Jesus kennen- und schätzen gelernt. Er hat sich für ihn entschieden und das zeigt Wirkung: Andreas erzählt von der Begegnung, er bezeugt, steckt andere an, er lädt selber andere ein zur Nachfolge.

Sein Bruder Simon wird nicht der Einzige sein, der sich - eingeladen von Andreas - durch die Begegnung mit Jesus verändert. "Kommt und seht!", so sind auch wir selbst immer wieder eingeladen, mit unseren Fragen, unserem Suchen und unserer Sehnsucht zu Jesus zu kommen. Sein Wort hören und sein Mahl feiern in der Gewissheit, dass er mitten unter uns ist.

Das kann uns immer wieder neu erfahren lassen, wer Jesus Christus für uns ist. Das gibt uns auch den Mut und die Freude, so wie Andreas andere einzuladen, Jesus zu begegnen. Damit ist nicht eine offensive Missionierung oder ausschließliche Einladung zum Gottesdienst und anderen kirchlichen Veranstaltungen gemeint. Es geht vielmehr um die Haltung des "Komm und sieh": Es bedeutet nicht nur, sein Haus für Gäste zu öffnen und Gastfreundschaft auszuüben, sondern andere auch am eigenen Leben und Glauben teilhaben zu lassen, an den eigenen Fragen und Antworten, an Leid und an Freude, an den Abgründen und an den Fundamenten.

Es bedeutet, andere Menschen vor allem an dem teilhaben zu lassen, was mir selber Kraft gibt, was mir Mut macht, was nicht die Hoffnung verlieren lässt und neue Wege aufzeigt.

Bärbel Schumacher

 

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