Impuls zum 25. Sonntag im Jahreskreis.B. – 19. September 2021

Regelmäßig erklingt dieser Hinweis während eines Einkaufs. Oft sind dann kleine Wettrennen zum Einkaufsband der Kasse zu beobachten. Ich finde nicht nur die Durchsage bemerkenswert, mit der das, was eigentlich selbstverständlich ist, für den Kunden als besonderer Service „verkauft“ wird. Auch das kleine Wetteifern um den ersten Platz an der soeben geöffneten Kasse ist immer wieder ein kleines Schauspiel. Plötzlich muss es ganz schnell gehen und der Vorteil, schnell voran zu kommen sorgt für Hektik.

In solchen oder ähnlichen Situationen fallen mir manchmal die Worte Jesu ein: „Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein.“ Jesus weitet die Perspektive auf die Beziehung zu Gott, wenn er ein Kind in die Mitte stellt und zu seinen Jüngern sprich: „Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.“

Das Interesse der anderen um mich herum kommt hier zur Sprache. Es kann befrieden und beruhigen, zuerst dem Wunsch nach einem guten Platz für meinen Nächsten zu dienen. Das wirkt auf mich selber zurück. Ich werde gelassener und freier davon, angestrengt meinen Platz zu behaupten. Nicht selten kommt es zur umgekehrten Erfahrung größeren Wohlwollens durch andere, denen ich mein Interesse schenke.

Ganz besonders gibt Jesus die Zusage, dass ich im Dienst am Nächsten, vor allem der Schutzbefohlenen und Schwachen Gott begegne. Er ist es, der mir den wunderbarsten Platz am Tisch seiner Liebe und Gnade bereitet. Dieser Platz ist unstreitig, weil in Gott genug Platz ist für alle. Gelassenheit, die anderen Raum und Platz gibt und lässt, kann ein kleines, aber starkes Zeichen für diese Wirklichkeit sein und eine überzeugende Form, Christus zu folgen.

Vielleicht fallen uns seine Worte aus dem Evangelium ja ein, wenn es wieder heisst: „Wir öffnen Kasse 2 für Sie.“

Guido Fluthgraf, Pfarrer

Impuls zum 24. Sonntag im Jahreskreis