In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab, und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt.
Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe. Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt.
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen, und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen.
Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten. Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet.
Liebe Christinnen und Christen in unseren Gemeinden!
Jetzt feiern wir schon 4 Wochen lang Ostern in der Kirche. Und vielleicht fragen auch Sie sich manchmal:
Das ist ja gut, was die Freunde von Jesus mit ihm damals erlebt haben, was sie völlig verwandelt hat. Aber was ist mit uns heute? Woran erkennen wir – im Alltag, im Gottesdienst, dass er immer noch lebt? Wo begegnet er uns? Könnte er uns nicht auch einmal so begegnen wie den Jüngern damals und uns und die Kirche so richtig wachrütteln?
Dem auferstandenen Jesus richtig begegnet sind die Jünger ganz am Anfang, als er ihnen erschien, als sie seine Stimme hörten und ihn wirklich sahen.
Als die Erscheinungen dann allmählich abnahmen, erkannten sie: jetzt ist er bei Gott angekommen. Aber trotzdem ist er immer noch bei uns, wenn wie sein Mahl feiern oder zusammen beten. Später merkten sie: wenn sie die heiligen Schriften Israels lasen, dann merken wir: So hat auch Jesus von Gott, seinem Vater, gesprochen. Also ist er auch in seinem Wort bei uns, und dann schrieb der Apostel Paulus Briefe an die Gemeinden, in denen sie den Geist Jesu spürten, und sie begannen, die Worte und Taten Jesu in den Evangelien niederzuschreiben und daraus im Gottesdienst vorzulesen.
Als dann die junge Christengemeinde ins 2. Jahrhundert hineinging, waren seit dem Tod Jesu schon 80-90 Jahre vergangen. Und wenn wir schon nachdenken, was in den vergangenen 80-90 Jahren alles geschehen ist, wie Menschen vor 80 Jahren gedacht und empfunden haben, und was heute ist, dann können wir ein bisschen erahnen, wie das damals war. Wenn wir alleine daran denken, was im vergangenen Jahr unser Leben verändert hat, was in den letzten 10 Jahren anders geworden ist, dann bekommen wir eine kleine Ahnung davon, wie das damals war.
Als nämlich dann Johannes sein Evangelium niederschrieb, hatte sich eine Menge ereignet. Die ersten Verfolgungen sind geschehen. Und Johannes wollte die Worte und Taten Jesu noch einmal unter einem neuen Blickwinkel darstellen, er wollte nicht einfach das schon Geschriebene wiederholen. Und so braucht er neue Bilder, die die Menschen seiner Zeit und seines - griechisch geprägten - Denkens verstehen.
Darum wählt er das Bild vom Weinstock. Wie die Reben nur leben und Frucht bringen, wenn die Lebenssäfte aus dem Rebstock bis in die letzte Traube der letzten Rebe gelangen, so ist das auch mit euch Christen, sagt Johannes. Es ist wichtig, dass ihr auch dann durchhaltet, wenn gerade kein Treffen ist und kein Herrenmahl.
Nur wenn wir dauerhaft mit Christus verbunden bleiben, auch wenn gerade kein Treffen ist, wenn wir die Verbindung mit Jesus Christus mit hineinnehmen in unseren Alltag, in jede Stunde, in unsere Gedanken und in unser Handeln, dann bleibt Christus in uns lebendig.
Manche scheuen im Moment die Mitfeier der Gottesdienste aus Sorge vor Ansteckung. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten.
Denn wie im sonstigen Leben müssen wir uns auch geistig und geistlich fit halten. Regelmäßig ein Bibelwort lesen. Oder auch die Impulse zB im Radio – wie zB Kirche im WDR – hören oder im Internet Impulse anschauen; still werden und beten …
Das alles ist nicht mit einem Riesenaufwand verbunden. Aber es schafft Beziehung und Verbindung
Bärbel Schumacher