In jener Zeit,
als Jesus die vielen Menschen sah, die ihm folgten,
stieg er auf den Berg.
Er setzte sich
und seine Jünger traten zu ihm.
Und er öffnete seinen Mund,
er lehrte sie und sprach:
Selig, die arm sind vor Gott;
denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden;
denn sie werden getröstet werden.
Selig die Sanftmütigen;
denn sie werden das Land erben.
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit;
denn sie werden gesättigt werden.
Selig die Barmherzigen;
denn sie werden Erbarmen finden.
Selig, die rein sind im Herzen;
denn sie werden Gott schauen.
Selig, die Frieden stiften;
denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.
Selig, die verfolgt werden um der Gerechtigkeit willen;
denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn man euch schmäht und verfolgt
und alles Böse über euch redet um meinetwillen.
Freut euch und jubelt:
Denn euer Lohn wird groß sein im Himmel.
Liebe Gemeinden!
Seit dem ersten Lockdown im März hören und sprechen wir immer wir von den „Alltagsheldinnen“ und „Alltagshelden“ – von Menschen, die während der Corona-Pandemie das Leben „am Laufen halten“, die sich unaufgeregt und selbstverständlich, oft im Stillen, unerkannt und ohne ein großes Danke zu hören, nicht oder wenig anerkannt für andere einsetzen und für sie da sind. Weit über ihre Familie und ihre Freunde hinaus. Zum Glück werden sie auch jetzt immer häufiger in den Blick genommen und gesehen. Bestimmt fallen Ihnen Menschen ein, die solche Alltagsheldinnen und –helden für Sie sind. Denken Sie einen Moment an sie. Und sagen Sie ein stilles Danke!
Alltagsheldinnen und –helden – genau diese Menschen nehmen wir am Fest Allerheiligen in den Blick. Menschen, die aus dem Geist Jesu heraus sich für den Nächsten und für Gott eingesetzt haben.
Allerheiligen - wie gut, dass es dich gibt!
Du bist ein Fest, das uns erinnert.
Trotz und inmitten von Unheil gibt es Menschen, denen noch etwas heilig ist.
Trotz und inmitten eines Stromes, der abwärts fließt,
gibt es Menschen, die gegen den Strom schwimmen.
Trotz und inmitten von so viel Lärm und Wichtigtuerei
gibt es Menschen mit leisen Tönen.
Trotz und inmitten von so viel Ablenkung und Stress
gibt es Menschen, die hinschauen und sich berühren lassen.
Trotz und inmitten von so viel Stummheit und Resignation
gibt es Menschen, die den Mund aufmachen
und sich nicht abwimmeln lassen.
Allerheiligen - wie gut, dass es dich gibt!
Heute werden mal diejenigen beglückwünscht,
die nicht auf den Titelseiten der Zeitungen und Magazine erscheinen.
Heute wird mal denjenigen auf die Schulter geklopft,
bei denen man sonst mit den Schultern zuckt: Arme und Trauernde.
Heute werden mal diejenigen benannt, die man sonst gerne übersieht:
Friedfertige und Barmherzige.
Heute dürfen sich jene glücklich schätzen,
die sonst oft den Kürzeren ziehen:
Menschen ohne Hinterlist und Berechnung.
Allerheiligen - wie gut, dass es dich gibt!
Du hältst Menschen in guter Erinnerung:
Menschen, denen wir viel verdanken,
Menschen, ohne die es uns nicht gäbe,
Menschen, die uns auch heute noch etwas zu sagen haben.
Menschen mit einem Evangelium, einer frohen Botschaft.
Du erinnerst an Freunde, die uns manchmal Nothelfer sind,
Freunde, die uns einen entscheidenden Hinweis geben können,
Freunde, die an das Gute in uns glauben,
Freunde, die uns als Originale, nicht als Kopien lieben.
Allerheiligen - wie gut, dass es dich gibt!
Du hältst uns wach für unsere innerste Sehnsucht
und für die Frage: Ist das alles und was kommt danach?
Du stellst dich uns in den Weg und fragst:
Wohin gehst du und wohin schaust du?
Du stellst die unbequeme Frage nach dem Ende.
So ermunterst du zu Versöhnung und Frieden,
Barmherzigkeit und Großmut.
Und wenn es nicht anders geht zum Lebenszeugnis,
zur Unterschrift mit dem Kreuzzeichen.
Allerheiligen - wie gut, dass es dich gibt!
Vieles wäre so lächerlich und unbedeutend, so sinnlos und verloren,
wenn es nicht Menschen gäbe, die so ihre Liebe lebten:
arm und ehrlich, auf Gerechtigkeit bedacht und Frieden ausbreitend,
mit einem Gottvertrauen, das größer ist als alles.
Vieles wäre noch schlimmer und beängstigender,
wenn es nicht diese Seligen gäbe, die keine Gewalt anwenden
und Barmherzigkeit walten lassen.
Und so mancher Teufelskreis hörte nie auf, sich zu drehen,
wenn es nicht auch diese Seligen gäbe, die aussteigen -
und den Spuren Jesu folgen.
Ein Fest der Erinnerung und der Dankbarkeit.
Ein Fest zum Innehalten, zum Nachdenken und Umdenken.
Ein Fest, das andere Perspektiven bietet und andere Maßstäbe setzt.
Allerheiligen - wie gut, dass es dich gibt!
Bärbel Schumacher