Gemeinschaft der Gemeinden Alsdorf

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Impuls Petrus und Paulus, Juni 2020

beten
Datum:
Mi. 24. Juni 2020
Von:
B. Schumacher

2 Tim 4, 6ff

Die Zeit meines Aufbruchs ist nahe. Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue bewahrt. Schon jetzt liegt für mich der Kranz der Gerechtigkeit bereit, den mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, aber nicht nur mir, sondern allen, die sein Erscheinen ersehnen. Der Herr stand mir zur Seite und gab mir Kraft, damit durch mich die Verkündigung vollendet wird und alle Völker sie hören; und so wurde ich dem Rachen des Löwen entrissen. Der Herr wird mich allem bösen Treiben entreißen und retten in sein himmlisches Reich.

Ihm sei die Ehre in alle Ewigkeit. Amen.

 

Mt 16,13-19

In jener Zeit, als Jesus in das Gebiet von Cäsaréa Philíppi kam, fragte er seine Jünger und sprach: Für wen halten die Menschen den Menschensohn? Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elíja, wieder andere für Jeremía oder sonst einen Propheten. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn deslebendigen Gottes! Jesus antwortete und sprach: Selig bist du, Simon Barjóna; denn nicht Fleisch und Bluthaben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Ich aber sage dir: Du bist Petrus – der Fels – und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein.

 

 

Liebe Gemeinde!

Die Apostel Petrus und Paulus verbindet das Martyrium, das sie für ihren Glauben an Jesus Christus erleiden mussten. Die beiden verbindet, dass sie zu den Menschen gehören, auf die am Anfang der Kirche stehen, deren Glaubenszeugnis uns auch heute noch Wegweisung sein kann. Beide haben unerschrocken das Glaubensgeheimnis von Tod und Auferstehung verkündet.

Ihre Geschichte aber ist ganz verschieden: Petrus, der Fischer, gehört zu den ersten des engsten Jüngerkreises Jesu, von Jesus selbst berufen, Menschenfischer zu werden, immer schnell mit dem Wort dabei. Er muss die bittere Erfahrung machen, dass sein Glaube schwach ist und er Jesus verleugnet. Aber er erhält eine neue Chance durch die Frage des auferstandenen Jesus: Liebst du mich?

Ganz anders der Weg des Paulus: Erbittert hatte er die ersten Christen verfolgt – bis zu seinem Damaskus-Erlebnis, bis zu seiner radikalen Umkehr, als aus dem Saulus ein Paulus wurde, der entschieden und überzeugt die Menschen für Jesus Christus begeisterte und dafür ungeheure Anstrengungen auf sich nahm.

Unterschiedliche Wege, den Glauben zu leben – das stellt uns vor die Frage: Was ist mein Weg, den Gott mir zugedacht hat? Bin ich auf dem richtigen Weg? Was muss ich vielleicht ändern?

 

Wenn ich auf den Lebensweg des Petrus schaue, dann entdecke ich einen Menschen voller Eifer und Elan, voller Begeisterung und Freude, aber auch voller Schwachheit und Zweifel. Petrus – ein Mensch wie Sie und ich. Ein Mensch, der mitunter hin- und hergerissen ist. Ein Mensch, der Höhen und Tiefen durchlebt und durchleidet.

Gehen wir einmal gemeinsam Stationen seines Weges durch: Der Fischer vom See Genesaret begegnet eines Tages Jesus. Dieser ruft ihn vom Fischernetz weg in seine Nachfolge. Petrus ist von diesem Jesus so fasziniert, dass er ihm sogleich ohne Wenn und Aber nachfolgt. Hinter ihm hergeht, mit ihm unterwegs ist, sein Leben fortan mit ihm teilt.

Petrus hat Familie, denn wir hören ja von seiner Schwiegermutter, aber er geht mit Jesus, er folgt ihm nach. Er hört seine Worte, nimmt sie in sich auf, er sieht, wie Jesus Kranke heilt und Sündern vergibt, wie er Tote erweckt und Menschen die Botschaft vom Reich Gottes verkündet.

Er ist derjenige, der darum erkennt und bekennt: Ja, du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes! Du bist der, auf den wir gewartet und gehofft haben, du wirst uns befreien, auf dich setzen wir alle Hoffnung.

Er ist derjenige, der sich die schroffe Abfuhr Jesu einhandelt: Weg mit dir, Satan, du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern, was die Menschen wollen. Dabei wollte er doch nur – ganz menschlich und durchaus verständlich – Jesus vor Leiden und Kreuz bewahren.

Er ist derjenige, der Jesus verleugnet und behauptet, ihn nicht zu kennen – und das gleich dreimal.

Er ist derjenige, den der Hahn aufschreckt und der erkennen muss: Ja, ich habe meinen besten Freund, diesen Jesus, dem ich versprochen habe, immer zu ihm zu halten, verleugnet.

Er ist aber dann auch derjenige, der auf Jesu Wort hin nach dem vergeblichen Fischfang das Netz dennoch wieder auswirft und am reichen Fischfang den auferstandenen Jesus erkennt, der es dann wieder nicht abwarten kann, bis er ans Ufer kommt und ins Wasser springt, um möglichst schnell zu Jesus zu gelangen.

Auf diesen Petrus baut Jesus seine Kirche – tröstlich, dass das kein Übermensch ist, keiner, der immer alles richtig macht! Im Gegenteil: er, der so viel Menschliches zeigt, erhält den Auftrag: Weide meine Lämmer! Und: Stärke deine Brüder!

Die Geschichte des Petrus berührt mich sehr: ein Mensch mit Schwächen und Fehlern, ein Mensch, der bittere Erfahrungen machen muss, wird von Jesus zu seinem Apostel und sogar zu seinem Nachfolger eingesetzt. Die Apostelgeschichte erzählt weiter, wie zu diesem Lebensweg das Kreuz dann unabdingbar dazugehört – wie zu jedem Leben. Petrus stellt sich dem Kreuz, denn er kann nicht schweigen über das, was er gesehen und gehört hat. Auch da fließt sein Mund wieder über!

Selbst im Gefängnis macht Petrus die Erfahrung: Gott lässt mich nicht allein! Gott schickt mir einen Engel, der mich befreit, der mich aufstehen lässt, der mir neue Kraft gibt, der die Fesseln löst und den Weg in die Freiheit zeigt.

Paulus hingegen ist Jesus zu seinen Lebzeiten nie persönlich begegnet. Zum Apostel ist er erst viel später als Petrus geworden – nach seinem Damaskuserlebnis. Er selber führt seine radikale Kehrtwende auf ein im wahrsten Sinne umwerfendes Erlebnis zurück und lässt nicht den geringsten Zweifel daran, dass es der auferstanden Christus selber war, der seinem Leben diese neue Richtung gegeben hat. Alle seine Fähigkeiten und alle seine Kräfte stellt er von nun an in den Dienst des Evangeliums. Er ist der Theologe, ohne den unsere Schrift nicht nur viel dünner, sondern auch viel ärmer wäre. Dieser große Theologe ist aber nur die eine Seite des Paulus, zugleich ist er ein überaus eifriger Praktiker, der Gemeinden gründet und den nichts in seinem Eifer bremsen kann.

Von Paulus können wir übernehmen, dass es nie zu spät ist umzukehren und uns von Vorurteilen befreien zu lassen, und dass es ungeahnte Kräfte freisetzt und uns über uns selbst hinauswachsen lässt, wenn wir Christus wirklich in unserem Leben Raum geben.

In Petrus können wir uns vielleicht selbst wiederentdecken: in seinem Eifer – aber auch in seiner Schwachheit, in seinem mühevollen Erkennen: der Weg, den Jesus uns vorgelebt hat, führt nicht am Kreuz vorbei, sondern schließt das Kreuz unseres Leben mit ein. Wir können in Petrus uns selbst erkennen, wenn wir sehen: da ist einer das Wagnis des Glaubens eingegangen und hat erfahren: der Glaube erspart uns keine leidvollen Erfahrungen, aber er zeigt uns einen Weg, er zeigt uns den Weg, diese Erfahrungen mit Jesus Christus zu durchleben. Kreuz und Tod sind auch unser Weg – das erfahren wir immer wieder: in einer Krankheit in der Familie, in Arbeitslosigkeit, durch einen plötzlichen Tod, durch das Zerbrechen einer Beziehung, durch das Zunichtewerden einer Hoffnung. Aber wir erfahren wie Petrus auch den Engel, wie es in der Apostelgeschichte 12 geschildert wird, der uns neue Kraft gibt, Jesus Christus als den Gott, der am Kreuz gestorben ist, aber der uns allen durch seine Auferstehung neues Leben geschenkt hat. Amen.

Bärbel Schumacher

 

Hochfest der Apostel Petrus und Paulus am 29. Juni 2020

 

Am Montag, 29. Juni, feiert die Kirche das Hochfest der Apostel Petrus und Paulus. Darum lade ich Sie beim heutigen Impuls dazu ein, diese beiden so ganz verschiedenen Menschen und Charaktere in den Blick zu nehmen.

Impuls zum 12. Sonntag im Jahreskreis

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