Gemeinschaft der Gemeinden Alsdorf

Papst Johannes XXIII (c) Wikipedia

Impuls zum 10./11. Oktober 2020

Papst Johannes XXIII
Datum:
Fr. 9. Okt. 2020
Von:
B. Schumacher

Patrozinium Johannes XXIII.

Im Heiligen Jahr 2000 hat Papst Johannes Paul II.  Papst Johannes XXIII selig gesprochen
und sein Gedächtnis auf den 11. Oktober festgelegt, auf den Kalendertag, an dem im Jahr 1962 das Zweite Vatikanische Konzil eröffnet worden ist. So feiert also die Pfarre St. Johannes XXIII. an diesem Sonntag ihr Patrozinium. 2014 wurde Johannes XXIII. von Papst Franziskus heiliggesprochen, der Gedenktag blieb der 11. Oktober und ist nicht – wie bei anderen Heiligen – der Sterbetag.

Denn das Zweite Vatikanische Konzil ist für uns als Kirche und für uns als Christinnen und Christen von weitreichender Bedeutung. Es hat Türen geöffnet und mit großem Weitblick Voraussetzungen geschaffen, wie der Glaube heute weitergegeben und gelebt werden kann und eine Zukunft hat.

Wer war dieser Mann, Papst Johannes XXIII., der die Fenster der Kirche weit geöffnet hat, damit frischer Wind hinein kam?

„Giovanni, nimm dich nicht so wichtig“, das ist ein berühmter Satz von Papst Johannes XXIII.

Der Satz stammt aus einer Geschichte, die Papst Johannes einem jungen Bischof erzählte, der wegen der Last seines Amtes nicht mehr schlafen konnte. „Mein Sohn“, sagte er zu dem jungen Bischof, „als ich zum Papst gewählt wurde, bin ich erschrocken vor der Würde dieses Amtes, und ich konnte eine Zeitlang überhaupt nicht mehr schlafen. Einmal bin ich aber doch kurz eingenickt, da erschien mir ein Engel im Traum, und ich erzählte ihm meine Not. Daraufhin sagte der Engel: 'Giovanni, nimm dich nicht so wichtig'. Seitdem kann ich wunderbar schlafen.*

Man kann es sich richtig vorstellen, wie dieser kleine korpulente Mann mit den gütigen Augen und dem Schalk im Nacken dem jungen Bischof diese Geschichte erzählt hat.

„Johnny Walker“ wurde er von seinen Sicherheitsleuten genannt, nicht weil er dem Whisky zugesprochen hätte, sondern weil es ihm immer wieder plötzlich in den Sinn kam, zB ein Krankenhaus oder ein Gefängnis zu besuchen, also die Menschen aufzusuchen.

Als „Übergangspapst“ wurde Johannes gewählt – und hat doch in der kurzen Zeit, die ihm als Papst geschenkt war, so vieles in Bewegung gesetzt und viele überrascht. Hat ein Konzil einberufen, das viele Fragen der Zeit angepackt hat, ein Konzil, dass ermöglicht hat, dass wir heute in dieser Form Messe feiern.

Sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen, aber trotzdem mit Engagement und Mut seine Aufgaben zu erfüllen, das kann man als Lebensmotto dieses Papstes ansehen.

Wer war er? Dieser Angelo Roncalli, der aus einer Bauernfamilie in einem Dorf bei Bergamo in der Lombardei stammte.

1925 - mit 44 Jahren - wurde er vom Vatikan nach Bulgarien geschickt, um sich um die Katholiken dort zu kümmern. Und er entdeckte: diese Katholiken wollten gläubige Katholiken und gute Bulgaren zugleich sein. In Wirklichkeit aber wurden sie behandelt, als ob sie eine Kolonie der französischen Kirche seien. Angelo Roncalli hat dann nicht angefangen zu jammern, sondern angepackt:

Er sorgte dafür, dass ein Bulgare zum Bischof geweiht wurde, dass ein eigenes bulgarisches Priesterseminar eingerichtet wurde und dass die Gebete nach der Messe nicht mehr französisch, sondern bulgarisch gebetet wurden. Der Vatikan hätte ihn am liebsten am ausgestreckten Armen verhungern lassen:
Aber Angelo Roncalli ließ sich nicht klein kriegen: er hatte erkannt, was die Zeichen der Zeit sagten.

Es zog sich wie ein roter Faden durch sein Leben, dass Johannes XXIII. die Zeichen der Zeit erkannte. Er sah in der Wirklichkeit auch immer einen Fingerzeig Gottes.

Johannes sah die Zeichen der Zeit nicht als Bedrohung an, sondern als Herausforderung, die Dinge anzupacken.

„Alles sehen, vieles übersehen, manches anmahnen“, auch das war ein Leitsatz von Papst Johannes XXIII. . Vielleicht sollten wir uns auch das zu eigen machen. Wenn jemand mit diesem Lebensmotto die Kirche auf gute Wege geführt hat, dann brauch ich mir selbst keine Sorgen zu machen, wenn nicht alles 100 oder 1000 prozentig ist. Viel wichtiger ist es doch, dass wir einander Hirte oder Hirtin im ganz konkreten Leben sind. Dass wir schauen, wo jemand neben uns gute Weide braucht und wie die Weide und die Wasserstelle aussehen.



Das gilt auch für uns. In diesem Jahr ist so vieles anders. „Corona“ hat vieles verändert, auch im Leben der Kirche und in unseren Gemeinden. Aber auch das ist eine Chance. Gerade wenn Gottesdienste nicht mit vielen Menschen möglich sind, um sich gegenseitig zu schützen, gerade wenn unsere Überlegungen dahin gehen müssen, flexibel zu sein und erfinderisch im Planen und im Kontakthalten, dann ist es an uns, neue Ideen zu entwickeln und nicht nur zu jammern, was alles nicht geht oder unmöglich ist. Das wird auch unsere Überlegungen für die Adventszeit und den Heiligabend betreffen. Veränderung ist auch eine Chance.



Sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen und trotzdem vieles in Gang zu setzen. Das konnte Papst Johannes XXIII., weil er Gott und auch anderen Menschen etwas zu traute. Weil er darauf vertraute, weil er seinen eigenen Beitrag als Teil eines großen Ganzen ansah.
Danke Giovanni, dein Beispiel hilft uns, sich abzumühen und trotzdem gut zu schlafen.

Bärbel Schumacher – nach einer Idee von Pfr. Dr. Josef Vohn (+ 02.September 2017)

 

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