Jesus legte ihnen ein anderes Gleichnis vor: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte. Während nun die Menschen schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging weg. Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein.
Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn und sagten:
Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät?
Woher kommt dann das Unkraut?
Er antwortete: Das hat ein Feind getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen?
Er entgegnete: Nein, damit ihr nicht zusammen mit dem Unkraut den Weizen ausreißt.
Lasst beides wachsen bis zur Ernte und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune!
Er legte ihnen ein weiteres Gleichnis vor und sagte: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn, das ein Mann auf seinen Acker säte. Es ist das kleinste von allen Samenkörnern; sobald es aber hochgewachsen ist, ist es größer als die anderen Gewächse und wird zu einem Baum, sodass die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten.
Er sagte ihnen ein weiteres Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit dem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Sea Mehl verbarg, bis das Ganze durchsäuert war.
Dies alles sagte Jesus der Menschenmenge in Gleichnissen und ohne Gleichnisse redete er nicht zu ihnen.
Jesus hat auf seinem Weg von seiner Heimat Nazareth nach Jerusalem immer viel zu tun. Er wird sehr oft von Menschenmengen begleitet, teilweise sogar verfolgt.
Ebenfalls sind seine Jünger immer bei ihm und begleiten ihn auf seinem Weg. Heilen, Wunder tun und immer wieder vom Reich Gottes erzählen, sind die Inhalte auf seinem Weg. Dem jungen Mann aus Nazareth eilt sein Ruf in die Dörfer und Städte voraus, die auf seinem Weg liegen, so dass er immer von vielen Menschen umlagert wird, egal wohin er geht.
Die Erzählungen vom Reich Gottes verpackt Jesus oft in Gleichnisse, um es den Menschen leichter zu machen zu verstehen, was er sagt. Auf der anderen Seite scheint es für uns heute kompliziert und umständlich, teils fremd.
Jesus benutzt die zeitgeschichtlichen Gegebenheiten, um die Menschen in ihrer Lebenswelt zu erreichen.
Mit dem ersten Gleichnis vom Ackerbesitzer, der neben dem guten Weizen auf seinem Feld auch Unkraut stehen hat, verweist Jesus indirekt auf die Menschen, die in das Reich Gottes gelangen wollen. Die einen Menschen sind wie der gute Weizen, die anderen sind wie das Unkraut.
Aber der Herr entscheidet erst am Ende bei der Ernte, was aussortiert wird. So verweist Jesus darauf, dass Gott auch erst am Ende entscheidet, welcher Mensch ins Himmelreich gelangen wird, je nach dem, was dieser auf der Erde bewirkt hat.
Dieses Symbol von „Gericht“ ist für die Entstehungszeit des Matthäusevangeliums typisch. Heute erscheint dieses Symbol oft nicht mehr angemessen und zeitgemäß.
Wir wissen, dass Gott auch ein verzeihender liebender Gott ist.
Dazu kann man das zweite und dritte Gleichnis zur Hilfe nehmen, die Jesus den Menschen erzählt hat. In diesen beiden Gleichnissen geht es darum, dass etwas Gutes und Wertvolles entsteht und wachsen kann. Das Senfkorn ist ein sehr kleiner Samen. Senfkörner pflanzte man zu der Zeit Jesu auch nicht auf einem Acker, denn sie wuchsen überall. Die Senfstaude war keine Nutzpflanze und ihr Anbau war sogar verboten.
In dem Gleichnis wird die Staude jedoch zu einem Baum, der Vögeln einen eigenen Lebensraum bietet. Das Senfkorn wird gewissermaßen zu einem Lebensbaum.
Dieser „Senfbaum“ ist hier ein Symbol dafür, dass auch der kleinste und unscheinbarste Mensch etwas Großes bewirken kann. Damit er das erreicht, wird er von Gott unterstützt. Der Baum kann groß werden und am Ende sogar alle anderen überragen. Er ermöglicht etwas Gutes, indem er Lebensraum wird für Vögel und andere Lebewesen. Alle bekommen ihren Platz und jeder ist hier gleichberechtigt. Der Baum bietet Schutz und Sicherheit und er zeigt die Macht, die Gott in seinem Reich hat, denn normalerweise wird eine Senfstaude nicht größer als einen Meter.
Auch der Sauerteig im dritten Gleichnis des Evangelisten Matthäus, der von einer Frau versteckt wird, bis er gänzlich durchsäuert ist, ermutigt. Die Frau arbeitet nicht aktiv mit dem Teig, sondern lässt ihn alleine reifen. Jesus nutzt dieses Gleichnis, um seinen Zuhörern zu erklären, dass auch Gott so mit den Menschen umgeht. Er schafft sie und setzt sie in die Welt. Was sie dann tun, überlässt er seinen Geschöpfen selbst. Auch zeigt dieses Bild, dass das verheißene Gottesreich etwas ganz Besonderes ist, denn hier geht etwas, was sonst nicht geht.
Es sind Wunder möglich. Denn ein Sauerteig bedarf immer eines Gärungsprozesses und braucht viel Zeit, um zu werden. Außerdem benötigt der Teig nicht nur das Mehl, sondern auch Wasser und jemanden, der ihn durchmengt.
Die Gleichnisse vom Senfkorn und vom Sauerteig zielen somit beide darauf ab, dass das Reich Gottes durch ein Wunder vollendet wird, das jemand vollbringen muss.
Vermutlich verweist Jesus hier auch auf sich selbst, denn er ist der Sohn Gottes und der verheißene Messias.
Dennoch wird er nicht immer von allen als dieser erkannt. Jesus versucht nach seinen Möglichkeiten etwas anzusprechen, was noch im Verborgenen liegt.
Auch wenn Jesus auf diese Weise nicht alle Menschen begeistern und erreichen konnte, hatte er trotzdem mit seinen Jüngern und Aposteln erfahrene Zuhörer. Jesus will gerade ihnen zusagen, dass sie die „guten“ Körner aus dem ersten Gleichnis sind und ins Reich Gottes gelangen können. Jesus ist bei ihnen und er ist der, der das Reich Gottes – wie in den beiden anderen Gleichnissen verdeutlicht - vollenden wird.
Corinna Zens