Gemeinschaft der Gemeinden Alsdorf

beten (c) www.pixabay.com

Impuls zum 24. Sonntag im Jahreskreis A 13. September 2020

beten
Datum:
Do. 10. Sep. 2020
Von:
B. Schumacher

Evangelium: Mt 18,21-35

21 Da trat Petrus zu Jesus und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er gegen mich sündigt? Bis zu siebenmal? 22 Jesus sagte zu ihm: Ich sage dir nicht: Bis zu siebenmal, sondern bis zu siebzigmal siebenmal. 23 Mit dem Himmelreich ist es deshalb wie mit einem König, der beschloss, von seinen Knechten Rechenschaft zu verlangen. [2] 24 Als er nun mit der Abrechnung begann, brachte man einen zu ihm, der ihm zehntausend Talente schuldig war. 25 Weil er aber das Geld nicht zurückzahlen konnte, befahl der Herr, ihn mit Frau und Kindern und allem, was er besaß, zu verkaufen und so die Schuld zu begleichen. 26 Da fiel der Knecht vor ihm auf die Knie und bat: Hab Geduld mit mir! Ich werde dir alles zurückzahlen. 27 Der Herr des Knechtes hatte Mitleid, ließ ihn gehen und schenkte ihm die Schuld. 28 Als nun der Knecht hinausging, traf er einen Mitknecht, der ihm hundert Denare schuldig war. Er packte ihn, würgte ihn und sagte: Bezahl, was du schuldig bist! 29 Da fiel der Mitknecht vor ihm nieder und flehte: Hab Geduld mit mir! Ich werde es dir zurückzahlen. 30 Er aber wollte nicht, sondern ging weg und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld bezahlt habe. 31 Als die Mitknechte das sahen, waren sie sehr betrübt; sie gingen zu ihrem Herrn und berichteten ihm alles, was geschehen war. 32 Da ließ ihn sein Herr rufen und sagte zu ihm: Du elender Knecht! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich angefleht hast. 33 Hättest nicht auch du mit deinem Mitknecht Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? 34 Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Peinigern, bis er die ganze Schuld bezahlt habe. 35 Ebenso wird mein himmlischer Vater euch behandeln, wenn nicht jeder seinem Bruder von Herzen vergibt.

 

 

 

 

 

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Einen Geburtstag zu vergessen, an einen Hochzeitstag nicht zu denken, das gilt für manche Menschen als unverzeihlich. So etwas darf einfach nicht passieren, heißt es dann. Und dennoch: so etwas kommt vor. Daran können wir nichts ändern, auch wenn solche Versäumnisse und Fehler manchmal sehr weh tun. Aber wie wir – als Christen – mit solchen Fehlern und Versäumnissen, den eigenen und denen anderer umgehen, daran entscheidet sich viel für unser Zusammenleben.

Petrus möchte eine feste Regel haben, eine Richtschnur, an die er sich im Leben halten kann. Deshalb fragt er Jesus nach den Pflichten, die auf ihn als Jünger Jesu zukommen. „Wie oft muss ich ...“. Petrus ist gewohnt, dass es für alles ein Gesetz gibt. „Alles hat seine Ordnung, und was zu weit geht, geht eben zu weit!“

Vielleicht will Petrus ja auch seinen guten Willen zeigen. Er wagt sich ziemlich weit hinaus mit seinem Vorschlag, siebenmal zu vergeben. Er möchte ja ganz nahe bei Jesus sein und seine Anerkennung als Jünger haben. Petrus möchte es einfach ganz richtig machen. Jesus nimmt dieses Verlangen ernst, und er führt Petrus darüber hinaus: Nicht siebenmal soll er vergeben, sondern siebenundsiebzigmal, also nicht zählbar. Damit bleibt Petrus nicht bei sich stehen, sondern sein Blick wird auf die gelenkt, denen er vergeben will – sie brauchen die Güte Gottes uneingeschränkt, und er soll diese nicht zählend verwalten, sondern die Menschen reich damit beschenken.

 

Jesus macht das mit einem Gleichnis deutlich: Die Schulden, die der erste Diener bei seinem Herrn hat, sind immens; zehntausend Denare sind eine Summe, die nicht mehr überschaubar und nicht mehr fassbar ist. Ein Menschenleben reicht nicht aus, sie zu bezahlen. Doch das Erbarmen, das der König mit seinem Diener hat, ist grenzenlos: Er erlässt ihm seine ganze Schuld und rettet damit sein Leben.

Der so Beschenkte hat damit einen riesigen Sprung gemacht: vom Tod ins Leben, von der Knechtschaft in die Freiheit. Er ist ein neuer Mensch geworden und könnte sich nun dankbar an seinem Leben freuen. Stattdessen geht er hinaus und fängt an zu zählen und seine Schulden einzutreiben. Er kümmert sich um die hundert Denare, die ihm fehlen, statt sich an den zehntausend zu freuen, die ihm geschenkt wurden. Damit hat er sich selbst gerichtet, denn wer anfängt, die Schuld anderer aufzuzählen, den wird seine eigene nicht loslassen.

 

Wie zentral diese Erkenntnis für unseren Glauben als Christen ist, zeigt die Nähe zur Bergpredigt. Sie ist gleichsam die Zusammenfassung der Botschaft Jesu: Seid barmherzig, wie auch euer Vater im Himmel barmherzig ist. Jesus lädt uns ein, unsere Barmherzigkeit und Liebe zu den Menschen nicht zu berechnen und aufzuzählen, sondern vertrauensvoll aus der übergroßen Liebe schöpfen, die Gott uns geschenkt hat, als er uns ins Leben gerufen hat. Jesus lädt uns ein, mit den Fehlern und Unterlassungen anderer großherzig umzugehen und nicht kleinlich aufzurechnen, wie zum Beispiel: Er hat mir nicht geschrieben, also schreibe ich auch nicht. Oder: Sie grüßt nur knapp, also tue ich das auch. Oder: Er hat an meinen Geburtstag nicht gedacht, also vergesse ich auch den seinen. Oder: Der Mitarbeiter hat etwas falsch gemacht, also gibt es großen Ärger.

 

Wo dagegen wirklich Vergebung stattfindet, wo Menschen dem anderen noch eine Chance geben, wo Neuanfänge möglich sind, wo Menschen wirklich barmherzig sind, da ereignet sich etwas. Etwas, das wir Wirken Gottes nennen, oder auch Anfänge des Reiches Gottes. Da können wir in der Nachfolge Jesu unser Leben gestalten. Dann werden wir nicht mehr kleinlich nachrechnen, wie oft jemand unsere Liebe noch verdient und wann damit Schluss ist, sondern wir leben als befreite Menschen, die aus der Fülle der Liebe Gottes leben und anderen Leben ermöglichen.

 

Bärbel Schumacher



Impuls zum 23. Sonntag im Jahreskreis A

Öffnungszeiten unserer Kirchen