Gemeinschaft der Gemeinden Alsdorf

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Impuls zum 25. Sonntag im Jahreskreis

beten
Datum:
Mi. 16. Sep. 2020
Von:
C. Zens

Evangelium: Mt 20, 1-16

Denn mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer, der früh am Morgen hinausging, um Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben.
Er einigte sich mit den Arbeitern auf einen Denar für den Tag und schickte sie in seinen Weinberg. Um die dritte Stunde ging er wieder hinaus und sah andere auf dem Markt stehen, die keine Arbeit hatten. Er sagte zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg! Ich werde euch geben, was recht ist. Und sie gingen.
Um die sechste und um die neunte Stunde ging der Gutsherr wieder hinaus und machte es ebenso.
Als er um die elfte Stunde noch einmal hinausging, traf er wieder einige, die dort standen. Er sagte zu ihnen: Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig? Sie antworteten: Niemand hat uns angeworben. Da sagte er zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg!

Als es nun Abend geworden war, sagte der Besitzer des Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbeiter und zahl ihnen den Lohn aus, angefangen bei den Letzten, bis hin
zu den Ersten!
Da kamen die Männer, die er um die elfte Stunde angeworben hatte, und jeder erhielt einen Denar.
Als dann die Ersten kamen, glaubten sie, mehr zu bekommen. Aber auch sie erhielten einen Denar. Als sie ihn erhielten, murrten sie über den Gutsherrn und sagten:
Diese Letzten haben nur eine Stunde gearbeitet und du hast sie uns gleichgestellt. Wir aber haben die Last des Tages und die Hitze ertragen.
Da erwiderte er einem von ihnen: Freund, dir geschieht kein Unrecht. Hast du nicht einen Denar mit mir vereinbart? Nimm dein Geld und geh! Ich will dem Letzten ebenso viel geben wie dir. Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder ist dein Auge böse, weil ich gut bin?

So werden die Letzten Erste sein und die Ersten Letzte.

Jesus vergleicht in unserem heutigen Evangelium erneut das Himmelreich mit einem Ort, der in der Welt präsent ist. Es geht hier um einen Weinberg, seinen Besitzer und viele verschiedene Arbeiter.
Der Text zeichnet sich durch Wiederholung von Abläufen aus. So steht zu Beginn eine Einleitung in das Gleichnis.
Darauf folgt ein Absatz, der „früh am Morgen“ stattfindet.
Der Weinbergbesitzer geht über den Tag verteilt fünf Mal zu verschiedenen „Stunden“ los, um Arbeiter für seinen Weinberg zu suchen. Dabei folgt der Text dem gleichen Schema.
Der dritte Absatz ist wiederum in drei Teile gegliedert, denn „als es nun Abend geworden war“ lässt der Besitzer zuerst alle Arbeiter rufen. Danach bezahlt er den Letzten einen Denar und auch den ersten Arbeitern das gleiche Geld. Die Arbeiter, die viele Stunden gearbeitet haben, fühlen sich zu Unrecht behandelt und beschweren sich, dass sie nicht mehr Gehalt bekommen für ihre Arbeit.
Aber der Besitzer lässt sich nicht beirren, er verweist auf die getroffene Vereinbarung.
Zum Schluss schlüpft Jesus in die Rolle des Weinbergbesitzers.: „Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will?“

Als Eigentümer eines großen landwirtschaftlichen Besitzes setzt man zur Zeit Jesu nicht mehr auf Sklaven, sondern viel mehr auf Lohnarbeiter. Denn hier kann der Gutsherr jeden Tag die Arbeiter neu einstellen und das Gehalt immer neu verhandeln. So entsteht eine Unabhängigkeit des Weinbergsbesitzers von den Arbeitern, aber eine größere Abhängigkeit der Arbeiter von den Arbeitgebern. Erkennen kann man dies daran, dass auch noch spät am Tag Menschen nach Arbeit suchen, weil sie bisher keine gefunden haben. Dort stellt sich dann die Frage, warum sie immer noch suchen. Sind sie ungeeignet oder unzuverlässig?
In der Regel arbeiten die Menschen den ganzen Tag und erhalten ihr Gehalt proportional zur Zeit. Der Besitzer verhandelt im Evangelium nur mit den ersten Arbeitern den Verdienst. Die zweiten und dritten Arbeiter bekommen von ihm gesagt, dass sie erhalten, was gerecht ist.
Und die Letzten bekommen überhaupt kein Gehalt in Aussicht gestellt. Wie verzweifelt müssen diese Arbeiter sein, dass sie den ganzen Tag ausharren und dann zur Arbeit gehen – ohne vereinbarte Bezahlung?

Für einen Denar kann ein Arbeiter zur Zeit Jesu ca. 10 bis 12 Brote für seine Familie kaufen und diese somit gut ernähren. Wenn ein Arbeiter das Gehalt von drei Tagen spart, kann er sogar für drei Denare ein Lamm kaufen. Es ist also lebensnotwenig zu arbeiten und Geld zu verdienen. Darum bleiben auch die letzten Arbeiter bis zum Schluss auf der Suche nach Arbeit, denn nur ein kleiner Lohn sichert das Überleben einer ganzen Familie.

Dieses Evangelium ist wieder eine bildliche Darstellung des Reiches Gottes. Hier steht der Weinberg als Weinstock Gottes und die Vergütung der Arbeiter ist die göttliche Vergütung für das Verhalten der Menschen. Der Gutsherr kreiert seine eigene Art der Gerechtigkeit, er will, dass alle gleichbehandelt werden und alle gleicht gut versorgt werden. Auch die, die zur letzten Stunde noch dazukommen, haben die Gewissheit ins Reich Gottes zu gelangen.
Am Ende geht es darum, dass wirklich ALLE Menschen in das Reich Gottes gelangen können. Keiner ist besser oder schlechter. Jesus will mit seiner Aussage „So werden die Letzten Erste sein und die Ersten Letzte“ provokativ ausdrücken, dass alle, die handeln wie die ersten Arbeiter nach hinten rücken, aber dennoch nicht ausgeschlossen werden. Alle können zu Gott gelangen, keiner wird ausgeschlossen. Es ist nur wichtig, ob man überhaupt „gearbeitet“ hat. Auch die, die zur letzten Stunde noch dazukommen, haben die Gewissheit ins Reich Gottes zu gelangen.

Es ist die Entscheidung des Zuhörers, ob er so denkt und sein will, wie die ersten Arbeiter, oder, ob er so sein will wie der Gutsherr, der gütig, großzügig und für eine Versorgungsgerechtigkeit ist. Diese Erzählung ist eine Geschichte über die Güte Gottes, der für soziale Gerechtigkeit ist.

Corinna Zens