15 Damals kamen die Pharisäer zusammen und beschlossen, Jesus mit einer Frage eine Falle zu stellen.
16 Sie veranlassten ihre Jünger, zusammen mit den Anhängern des Herodes zu ihm zu gehen und zu sagen: Meister, wir wissen, dass du die Wahrheit sagst und wahrhaftig den Weg Gottes lehrst und auf niemanden Rücksicht nimmst, denn du siehst nicht auf die Person.
17 Sag uns also: Was meinst du? Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht?
18 Jesus aber erkannte ihre böse Absicht und sagte: Ihr Heuchler, warum versucht ihr mich?
19 Zeigt mir die Münze, mit der ihr eure Steuern bezahlt! Da hielten sie ihm einen Denar hin.
20 Er fragte sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das?
21 Sie antworteten ihm: Des Kaisers. Darauf sagte er zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!
Das kennen wir alle: da ist uns jemand ins Gesicht hinein freundlich, und in Wirklichkeit will er uns aufs Kreuz legen, will uns eine Falle stellen.
Und wie oft stehen wir wirklich in einem Konflikt:
Wie werde ich verschiedenen Menschen und Ansprüchen gerecht?
Wie kann ich das Beste herausfinden?
Wie entscheide ich mich richtig – im Beruf, in der Familie, im Verein, in einer Gruppe, in der Gemeinde?
Ganz gleich, wie ich mich entscheide, ich werde Menschen enttäuschen, verletzen, vor den Kopf stoßen, im schlimmsten Falle mir zum Feind machen.
Wie komme ich aus einem solchen Dilemma heraus?
Und dann noch: Wie kann ich in allem und vor allem mir selbst treu bleiben und meine Entscheidung vor meinem Gewissen und damit auch vor Gott verantworten?
Was muss ich in Kauf nehmen, wenn ich mich für das eine oder das andere entscheide?
Welche Nachteile bringt die Entscheidung mit sich?
Bin ich bereit, sie in Kauf zu nehmen?
Jesus wird von den Pharisäern vor eine Entscheidung gestellt.
Sie wollen ihm mit ihrer Frage eine Falle stellen, denn das liegt klar auf der Hand: gleich wie er sich entscheidet, immer hat er eine wichtige Gruppe gegen sich, die ihn auf Grund seiner Entscheidung beschuldigen kann.
Sagt Jesus: „Natürlich ist es erlaubt, dem Kaiser Steuern zu zahlen“, dann wird man ihn als „Kollaborateur“ betiteln, als jemand verachten, der mit den verhassten Römern, den Besatzern des Landes gemeinsame Sache macht.
Wird er „Nein“ sagen, dann lehnt er sich gegen den Staat auf und hat von den Römern Konsequenzen zu befürchten.
Die Antwort Jesu haben die Pharisäer überhaupt nicht erwartet.
Jesus sucht in diesem Dilemma einen neuen Weg; es geht ihm nicht um ein Entweder-Oder, sondern vielmehr darum, zu zeigen,
dass es um das rechte Verhältnis von Leben und Glauben,
von Welt und Gott,
aber auch von Staat und Kirche geht.
Das ist nicht eine Entscheidung, die – einmal getroffen – Gültigkeit für immer hat. Vielmehr muss sie immer neu und immer wieder
durchdacht, getroffen und dann auch gelebt werden.
Und das in vielen kleinen Fragen des Alltags.
Zum Beispiel in Bezug auf unsere Stellungnahme zu politischen Entscheidungen, in Bezug auf Fernsehsendungen, in denen der Glaube an Gott mit Füßen getreten wird, in denen Werte offensichtlich keine Rolle mehr spielen, in Bezug auf den Umgang mit Menschen in unserer Gesellschaft, vor allem mit denen, die eher am Rand stehen oder immer mehr an den Rand gedrängt werden.
Das fängt mit unserem Sprachgebrauch an.
Wenn ich als Christ oder Christin nach dem Evangelium leben und die Welt, in der ich lebe, mitgestalten will, dann muss ich mich entscheiden, dann muss ich abwägen und vielleicht auch mal „Fünf gerade sein lassen“.
Dann muss ich vor allem meine Entscheidung vertreten und zu ihr stehen.
Das ist nicht leicht, vor allem dann nicht, wenn mir der Wind ins Gesicht bläst.
Der Gegenwind des Spotts, des Unverständnisses und der Verachtung, der Gegenwind des Links-liegen-gelassen-werdens oder des Belächelt-Werdens.
Dann gibt es nicht nur weiß oder schwarz, sondern auch schon mal grau.
Auf jeden Fall aber ist meine Entscheidung bewusst und ehrlich.
Dann trifft für uns der Satz des Apostels Paulus zu: Wir haben euch das Evangelium nicht nur mit Worten verkündet, sondern auch mit Macht und mit dem Heiligen Geist und mit voller Gewissheit.
Wir können sicher sein, dass Gott dann in einer solchen Entscheidung mit uns ist,
dass er selbst uns die Kraft gibt und die Gewissheit, in seinem Sinne zu handeln.
Dann leben wir das, was wir in Taufe und Firmung empfangen haben und wozu sie uns alle befähigen.
Bärbel Schumacher