Gemeinschaft der Gemeinden Alsdorf

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Impuls zum 3. Advent – 13. Dezember 2020

beten
Datum:
Sa. 12. Dez. 2020
Von:
G. Fluthgraf

Gaudete

Auf einer Mauer saß vor vielen Jahren während einer Gruppenstunde einmal ein Junge, der dabei zusah, wie die anderen Kinder sich bewegten und Fußball spielten. Er konnte sich die Freude an der Bewegung und der Gemeinschaft nicht zu eigen machen. Er trug vielerlei Belastungen in sich. Ich konnte ihn gut verstehen. Es hätte nicht geholfen, ihn zu sehr zu bedrängen und ihn zum Mitspielen zu bewegen. Es brauchte Behutsamkeit und Geduld und einen langen Atem. Es war auch zu spüren, dass es ihm gut tat, einfach da zu sein zu dürfen, ganz ohne Druck, zu sitzen, zu schauen und Zeit zu haben, seinen Gefühlen Raum zu geben, um genau so dazu zu gehören.

An diese Begebenheit denke ich in Vorbereitung auf den dritten Sonntag im Advent, der auch „Gaudete“ - „Freut euch!“ heisst. Der Sonntag hält in besonderer Weise Ausschau nach der großen Freude, die mit der Geburt des Sohnes Gottes alle Menschen erreichen soll.

Aber so einfach ist es mit der Freude ja nicht immer. Je nach Lebenssituation kann nicht einfach der Hebel umgelegt werden. Wie bei dem Jungen, wird es so sein, das es Menschen gibt, die innerlich oder äußerlich solchen Belastungen ausgesetzt sind, das sie nur da sitzen können und hören und vielleicht sogar innerlich weinen, während sie die Worte des Apostel Paulus hören: “Freut Euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlass! Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes für euch in Christus Jesus“ (1 Tess 5,16). Genau so gehören sie dazu, so wie sie gerade sind, so, wie es ihnen gerade geht. Es gilt sogar noch mehr. Denn wir stehen mit ihnen in der gleichen Lebenswirklichkeit, in der einen Welt, in der es keine Sicherheit gibt.

Es steht uns mit unseren Masken z.Zt. sogar in ins Gesicht geschrieben, das wir verwundbar sind.

Der Ruf zur Freude, der vom dritten Advent ausgeht, meint nicht, die Belastungen unseres Lebens auszublenden und sie zu übergehen. Er hat nichts nötigendes in sich. Er wird so recht erst verstanden, wenn wir zunächst diejenigen (an-)erkennen (uns eingeschlossen), denen es aus guten Grunde schwer fällt, sich zu freuen. Gott ist Mensch geworden, damit uns die inneren und äußeren Lasten unseres Lebens, oder vielleicht das anklagende Gewissen und das Wissen um unsere Vergänglichkeit nicht erdrücken. Weihnachten werden wir feiern, das Gott sich in Jesus Christus mit seiner dienenden Liebe als Lastenträger der ganzen Welt zu erkennen geben will. Nie will er uns überfordern, nie an dem vorbeisehen, was nur schwer erträglich ist. Er wird die Freude in uns bewirken, er wird die Freude in uns sein.

„Er selbst, der Gott der Friedens“ ( 1 Thess 5, 23) heilige uns und bewahre uns. „Gott...ist treu; er wird es tun“ (1 Thess 5,24).

Es kann eine gute Frucht des Adventes sein, sich und andere nicht zu überfordern. Es ist hilfreich, geduldig mit sich und anderen zu sein, nicht nötigend, sondern behutsam und wertschätzend. Christus nachzufolgen bedeutet, Gottes Wertschätzung und seiner Liebe zu allen Menschen in seinem Sohn für alle um uns herum und uns selber gelten zu lassen und selber zu vollziehen. Nur so kann Heilung geschehen und echte Freude in uns wachsen.

Guido Fluthgraf, Pfr.

Impuls zum 2. Advent