Gemeinschaft der Gemeinden Alsdorf

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Impuls zum 7. Sonntag der Osterzeit/A, 24. Mai 2020

beten
Datum:
Sa. 23. Mai 2020
Von:
B. Schumacher

Aus der Apostelgeschichte, Kapitel 1, Verse 12‐14

[10 Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, siehe, da standen zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen 11 und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch fort in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.] 12 Dann kehrten sie von dem Berg, der Ölberg genannt wird und nur einen Sabbatweg von Jerusalem entfernt ist, nach Jerusalem zurück. 13 Als sie in die Stadt kamen, gingen sie in das Obergemach hinauf, wo sie nun ständig blieben: Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, der Zelot, sowie Judas, der Sohn des Jakobus. 14 Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern.



Stellen wir uns doch einmal die Situation im Obergemach in Jerusalem vor, die uns in der Lesung aus der Apostelgeschichte geschildert wird:

die unterschiedlichsten Menschen sind da versammelt – und das nicht nur für eine kurze Zeit, zu einer Besprechung oder zu einem Gottesdienst. Nein, es wird ausdrücklich gesagt, dass sie dort „ständig blieben“. Da gehört schon einiges zu. Das wird jede und jeder bestätigen, der oder die schon einmal längere Zeit mit einer Gruppe unterwegs war, vielleicht sogar auf engem Raum. Einige haben vielleicht gerade auch beim „Shutdown“ im März und April, als das öffentliche Leben nahezu stillstand und es überall hieß: „Bleibt zu Hause“, die Erfahrung gemacht, dass es gar nicht so einfach ist, wenn alle in der Familie auf einmal zu Hause sind. Und nicht von ungefähr gab es in dieser Zeit auch in manchen Familien große Konflikte und auch mitunter Gewalt.



Unterschiedliche Menschen und Charaktere, verschiedene Interessen und Erfahrungen, das alles „unter einen Hut zu bringen“, das wird wohl auch damals nicht so einfach gewesen sein. Und doch: es muss in diesem Obergemach eine feste Gemeinschaft und ein ganz tief prägendes Erlebnis gewesen sein, von dem uns mit solcher Selbstverständlichkeit berichtet wird. Die Menschen werden einzeln aufgezählt, und wenn wir uns ihre ganz persönliche Geschichte ansehen, dann wird uns noch klarer, wie verschieden die Menschen sind, die sich da zusammengefunden haben: denken wir nur an Petrus, immer schnell mit dem Wort dabei, der Jesus verleugnet hatte und dann beim Fischfang den Auferstandenen erkannte und es nicht abwarten konnte, zu ihm zu kommen und darum in den See sprang oder an Thomas, der große Glaubenszweifel hatte. Denken wir an Maria, die Mutter Jesu, die so vieles mit ihrem Sohn erlebt hatte und unter dem Kreuz ausharrte oder an Matthäus, den Jesus von der Zollschranke weg in seine Nachfolge berufen hatte.

Was verbindet sie alle? Was hält diese Menschen zusammen? Was ist das, was sie einmütig im Obergemach zusammen sein lässt?

Es ist zum einen ihre Erfahrung mit diesem Jesus. Es ist das gemeinsame Erleben, wie er den Menschen begegnet ist, wie er den Menschen vom Reich Gottes erzählt hat, wie er Kranke geheilt und den Sündern vergeben hat. Es ist die Erfahrung, dass sie ohnmächtig mit ansehen mussten, wie dieser Jesus unschuldig verurteilt und an Kreuz geschlagen wurde. Es ist die Erfahrung, dass er starb und sie völlig verängstigt waren. Es ist aber auch die Erfahrung: Jesus ist auferstanden, sein Leben endete nicht im Nichts, nein, er lebt und ist bei ihnen. Sie erkennen ihn beim Brotbrechen und beim reichen Fischfang. Und dann das Erleben: Jesus geht fort, aber er verspricht seinen Freunden seine Nähe, seinen Beistand, seinen Geist.

Diese Erfahrung, diese Hoffnung, hat die verschiedenen Menschen geprägt, sie hält sie aber auch zusammen. Vielleicht erzählen sie einander ihre Hoffnung, sie teilen einander ihre ganz persönlichen Glaubenserfahrungen mit. Sie erzählen einander, was sie mit diesem Jesus verbindet, warum er gerade ihrem Leben Hoffnung gegeben hat und gibt. Sie lassen ihre Erinnerungen aufleben und durchleben sie noch einmal neu.

Schließlich tun sie noch etwas: Die Freunde und Freundinnen Jesu beten zusammen. Vielleicht beten sie ja Psalmen miteinander, alte Gebete, ihnen allen seit Kindertagen vertraut. Vielleicht beten sie miteinander das Vaterunser, das Jesus sie selbst gelehrt hat, und sind dabei Jesus ganz nahe. Vielleicht rufen sie miteinander den heiligen Geist, den Tröster, den Beistand an und singen immer wieder gemeinsame Lieder.

Das Zusammenleben der Apostel „im Obergemach in Jerusalem“ kann für uns und unsere Gemeinden und Gemeinschaften Beispiel sein, wie wir zu einer Einheit in aller Verschiedenheit finden, wie wir Berufung und Fähigkeiten der einzelnen Menschen erkennen, fördern und ihren Reichtum schätzen lernen, wie wir versuchen, mit den verschiedensten Menschen auszukommen und ihren Wert erkennen lernen. Die Apostel haben uns einen Weg aufgezeigt, wie das gehen kann – auch heute noch:

Wenn wir lernen, miteinander über unsere Glaubenserfahrungen zu sprechen, wenn wir einander erzählen, in welchen Situationen unseres Lebens wir Jesus erfahren haben als den, der bei uns ist und mit uns geht, wo wir gespürt haben, das, was uns geschieht, ist kein Zufall - sondern Fügung. Wenn wir uns gegenseitig Mut und Hoffnung schenken – in Worten und kleinen Zeichen, wenn wir miteinander und füreinander diese Hoffnung ins Gebet fassen oder einander sagen: Ich bete für dich, dann können wir bei aller Verschiedenheit der Charaktere, der persönlichen Geschichte, der Interessen und der Denkweisen versuchen, in unseren Gemeinden eine Gemeinschaft zu sein, deren verbindende Mitte Jesus Christus ist.

Bärbel Schumacher, PRef

 

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