Gemeinschaft der Gemeinden Alsdorf

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Impuls zum Dreifaltigkeitssonntag

beten
Datum:
Di. 2. Juni 2020
Von:
B. Schumacher

2 Kor 13,11-13

Schwestern und Brüder, freut euch, kehrt zur Ordnung zurück, lasst euch ermahnen, seid eines Sinnes, haltet Frieden! Dann wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein. Grüßt einander mit dem heiligen Kuss! Es grüßen euch alle Heiligen. Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!

 

 

Von dem großen Kirchenlehrer Augustinus erzählt eine Legende, dass er eines Tages am Ufer des Mittelmeeres spazieren ging, während er über das Geheimnis der heiligen Dreifaltigkeit nachdachte. Da ließ ein Kind, das versuchte, mit einem Eimerchen das große Meer in seinen selbstgebauten Teich zu schöpfen, Augustinus selbst über seinen eigenen Versuch lächeln, den unfassbaren Gott mit dem Verstand zu erfassen. –

 

Es wäre ziemlich einfältig, Gott mit unseren Begriffen in den Griff bekommen zu wollen. Was wäre ein Gott wert, der Platz hätte in unserem Verstand, den man klar umschrieben, berechenbar und beweisbar vorzeigen könnte?

Gerade das möchte ja dieses Bekenntnis zum dreifaltigen, dreieinigen Gott vor allem zum Ausdruck bringen: Unser Gott ist stets neu voller ungeahnter Überraschungen; seine Wege, mit uns in Beziehung zu treten, sind vielfältig, seine Maßstäbe übersteigen unsere kleinkarierte Logik. Er ist der ganz andere - jenseits aller menschlichen Vorstellungen - und dennoch ist er uns näher, als der engste menschliche Vertraute uns jemals nahe sein kann. Er ist nicht greifbar mit unseren sonst üblichen Wahrnehmungs- und Erkenntnismöglichkeiten, und dennoch ist er wirklicher und wirkmächtiger als alle fassbaren, anfassbaren und fotografierbaren Wirklichkeiten unseres Lebens.

 

Kein Mensch hat Gott gesehen, aber unzählige Menschen aller Zeiten haben seine Lebendigkeit, seine Kraft, seine Herrlichkeit, seine Liebe erfahren, erahnt, erspürt und bezeugt. Die Lehre von der Dreifaltigkeit, sie versucht diese vielfältigen menschlichen

Erfahrungen mit unserem Gott in einer theologischen Aussage zusammenzufassen, zusammenzudenken, miteinander in Beziehung zu bringen.

 

Da ist die Erfahrung des jüdischen Volkes, dass es in all seinen Bedrohungen und Irrwegen, in all den Höhepunkten und Tiefpunkten seiner wechselvollen Geschichte nicht alleingelassen ist, sondern herausgefordert und geführt, beschützt und begleitet von einem göttlichen Gegenüber, das sich väterlich und mütterlich um das Gelingen menschlichen Lebens und Zusammenlebens sorgt.

 

Da ist die Gewissheit Jesu, in diesem Gegenüber, das er vertraut und vertrauensvoll mit Vater anredet, einen unbedingten Rückhalt zu haben, der ihm Kraft gibt, grenzenlos zu lieben und in dieser Liebe alles, sogar sein eigenes Leben, aufs Spiel zu setzen.

 

Und da ist die Erfahrung der Jünger, dass ihnen in diesem Jesus von Nazaret nicht nur ein guter Mensch und großer Prophet begegnet ist, sondern der verbindliche Maßstab und die Gnade, die Liebe, die Vergebung, die Freiheit und Herrlichkeit Gottes selber.

 

 

Gott hat sich geoffenbart in einem Menschen; im Menschen Jesus. Wer ihn sieht, sieht den Vater. In Jesus hat Gott sein Gesicht gezeigt.

 

Deutlicher hätte er es nicht zeigen können als im nackten Kind von Betlehem und im nackten, gefolterten Menschen am Kreuz von Golgota.

Er ist der mitleidende, bis in die tiefsten Abgründe uns begleitende Gott. Und alles, was Jesus zwischen Krippe und Kreuz gesagt, getan und gelebt hat, ist eine einzige Liebeserklärung Gottes an uns Menschen. Es gibt nicht noch irgendwelche anderen Züge Gottes, die er uns verheimlicht hätte und die uns Angst machen müssten.

 

Seit jenem Geschehen vor knapp 2000 Jahren kann man nicht mehr von Gott reden, ohne gleichzeitig von Jesus zu sprechen.

Jesus ist damit nicht ein neuer oder zusätzlicher Gott. Es ist der eine und einzige Gott, der Schöpfer der Welt, der Gott des Alten Testaments und der Herr aller Zeiten, dem wir begegnen, wenn wir Christus begegnen. Diese enge Verbindung, die Einheit des Vaters mit dem Sohn und des Sohnes mit dem Vater, sie ist wesenhaft, sie ist wesentlich intensiver, als biologisch verwandtschaftliche oder rechtlich vereinbarte Bindungen jemals sein könnten. Wir sagen, es ist eine Verbindung durch den Heiligen Geist.

Das Alte Testament benutzt für Geist das Wort "Ruach" (übrigens im Hebräischen weiblich!) und die Griechen sprechen von "Pneuma". Beides heißt wörtlich übersetzt so viel wie "Windhauch".

Wie wir den Wind nicht sehen können, wohl aber seine Auswirkungen, wenn Blätter aufgewirbelt werden und Bäume sich bewegen; wie wir den Wind nicht sehen können, wohl aber seine wohltuende Kühlung und seine Kraft spüren, so können wir zwar Gott nicht sehen, wohl aber die Auswirkungen seiner Nähe erfahren und erspüren.

 

Im Leben Jesu und in seiner Auferweckung war Gottes Wirken, sein Geist erfahrbar. Dieser Geist war aber auch noch und erst recht zu spüren, nachdem Jesus nicht mehr sichtbar auf dieser Erde war. Durch seinen Geist war Jesus seinen Freunden noch viel näher, als er in seinem irdischen Leben ihnen jemals nahe sein konnte.

Und wer immer aus diesem Geist Jesu Christi heraus lebt, der erfährt dabei nichts anderes als den Geist Gottes selber, der eint und versöhnt, beruft und befreit, der ermutigt, belebt und zur Liebe fähig macht.

 

Wer offen ist für diesen Heiligen Geist, wer sich von ihm inspirieren und begeistern lässt, begegnet dabei auch heute keinem anderen Gott als dem, der in Jesus Christus erfahrbar geworden ist, und keinem anderen als dem, den er mit Vater angeredet hat. Nicht mehr, aber auch nicht weniger ist damit gemeint, wenn wir bekennen, dass Vater, Sohn und Geist eines Wesens sind, eine untrennbare, nicht gegeneinander auszuspielende Einheit. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

 

Bärbel Schumacher, PRef

 

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