Gemeinschaft der Gemeinden Alsdorf

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Impuls zu Pfingsten

beten
Datum:
Mi. 27. Mai 2020
Von:
B. Schumacher

Lesung aus der Apostelgeschichte (Apg 2,1-11)

Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort.

Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.

Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.

In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel.

Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. Sie waren fassungslos vor Staunen und sagten: Seht! Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: Parther, Meder und Elamíter, Bewohner von Mesopotámien, Judäa und Kappadókien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrýgien und Pamphýlien, von Ägypten und dem Gebiet Líbyens nach Kyréne hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, Juden und Proselýten, Kreter und Áraber – wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden.

 

Irgendetwas Wundersames muss sich damals in Jerusalem ereignet haben, muss den Jüngern ihre Scheu genommen und sie befähigt

haben, mit wildfremden Männern und Frauen zu reden und diese an ihrer Begeisterung teilhaben zu lassen.

Seit diesem denkwürdigen Tag feiern wir Pfingsten.

Was feiern wir da?

Wir feiern, dass etwas ganz Besonderes geschehen ist: Die Jünger sind aus dem Schatten ihrer dunklen Kammer herausgetreten, sind offensiv auf die Menschen zugegangen, haben einfach erzählt, warum dieser Jesus ihnen so wichtig war. Einfach so. Ohne darauf zu achten, ob sie die richtigen Worte wählten, ob es der passende Augenblick und die rechte Umgebung war.

Dieses Ereignis, das die Jünger aus ihrem Kleinmut, aus ihrer Verzweiflung und Angst herausriss, beschreibt die Bibel in ihrer bildreichen Sprache als „Sturmesbrausen“ und „Feuerzungen“, als das Wirken des heiligen Geistes.

Wäre es nicht schön, wenn wir das jetzt auch heute erleben würden, wenn wir alle hautnah erfahren könnten, wie Gottes Geist über uns kommt?!

Dann könnten wir auch den Menschen in unserer Welt, die für den Glauben nicht (mehr) viel übrig haben, von Jesus erzählen, könnten wir sagen, warum wir heute in eine Kirche zum Beten gehen.

Dass das heute und hier passiert, ist eher unwahrscheinlich. Also bleibt uns nur, mit unseren eher bescheidenen Mitteln unseren Mitmenschen zu zeigen, warum wir Christ und Christin sind und versuchen, unser Leben auf der Grundlage unserer Überzeugung zu leben. Müssten wir da nicht mutlos werden?

Nein! Wir können uns auf dieses Ereignis in Jerusalem berufen, wir feiern heute, dass Gott uns nicht allein lässt und seine Kirche in 2000 Jahren in allen Stürmen nicht allein gelassen hat.

Hätten die Jünger damals nicht so geredet, wie ihnen der Schnabel gewachsen war, hätten sie nicht mit ihren Worten ihren Glauben ausgedrückt – wer weiß, was aus der Botschaft Jesu geworden wäre?

So aber haben sie ihren Mut zusammengenommen und haben das ihnen Mögliche getan – nicht mehr und nicht weniger.

Pfingsten will uns Mut machen, im Rahmen unserer Möglichkeiten unseren Glauben zu bekennen und zu leben. Nicht auf die perfekte Rede kommt es an: Wenn jeder und jede so lebt und redet, wie er

oder sie glaubt, dann kann auch unter uns ein kleines Pfingstwunder entstehen, dann können wir zeigen, wes Geistes Kind wir sind, welches Feuer in uns brennt.

Wenn wir in der Kirche unserer Zeit mitunter verunsichert sind, wenn wir denken, sie sei so kraftlos, so lustlos und so müde oder auch zu engstirnig, dann ist es gut zu schauen, wie sie angefangen hat, was am Anfang wichtig war. Es heißt ja da ganz einfach: Alle waren zusammen, alle beteten zusammen, alle standen in Treue zueinander, gerade weil sie keine Ahnung hatten, wie es mit ihrer Gemeinschaft weitergehen sollte. Entscheidend waren nicht menschliche Pläne, sondern entscheidend war ein Sturm vom Himmel, ein Geist wie Feuerzungen, die jeden einzelnen erfassten und verwandelten. Es war wie eine Befreiung. Die Christen konnten plötzlich furchtlos in die Welt schauen und gehen.

Vom Pfingstfest 2020 an feiern wir in Alsdorf nach 11 Wochen wieder öffentliche Messfeiern – wegen der noch immer vorhandenen Ansteckungsgefahr durch das Corona-Virus alles sehr eingeschränkt und mit Auflagen.

Einerseits freuen wir uns darüber, haben doch viele die Gemeinschaft, die Kommunion, in jeder Hinsicht sehr vermisst. Aber diese Form – unter Auflagen - ist auch sehr gewöhnungsbedürftig und in manchen Punkten sogar dem, was wir feiern und verkündigen wollen, völlig entgegengesetzt. Gemeinschaft wird nicht greifbar wie vorher ausgedrückt, Freude kann nicht durch Gemeindegesang erlebt werden. Abstand ist weiterhin geboten.

Auch das sollte uns nicht entmutigen. Gottes Geist wirkt auch da, wo wir ihn nicht vermuten, und vor allem auch an vielen verschiedenen Orten. Da, wo Menschen sich für andere einsetzen, so wie viele es während der Zeit des Lockdown ganz unspektakulär getan haben und auch weiterhin tun, manchmal auch im Verborgenen.

 

Nach unserer „Osterboxenaktion“, bei der wir die Menschen eingeladen hatten, kleine Ostergottesdienste zu Hause zu feiern, bekam ich eine kleine Karikatur zugeschickt: der Teufel und Gott stehen vor einer Weltkugel. Der Teufel sagt hämisch grinsend: „Mit Corona habe ich dir deine Kirchen endgültig geschlossen!“ Und Gott antwortet: „Irrtum! Ich habe gerade in vielen Häusern eine eröffnet!“

 

Nehmen wir diesen Pfingstgedanken mit in die kommende Zeit und in alle Überlegungen, wie es in der Kirche weitergeht. Kirche lebt im Großen – und auch im Kleinen, da, wo Menschen miteinander den Glauben teilen und feiern, in Kathedralen, großen Kirchen und Domen, aber auch in unseren Häusern!

Komm, heiliger Geist, und erneuere deine Kirche!

Frohe Pfingsten!

 

Bärbel Schumacher, PRef

 

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