Gemeinschaft der Gemeinden Alsdorf

beten (c) www.pixabay.com

Impuls zum 4. Fastensonntag. B. 13./14.03.2021

beten
Datum:
Mi. 10. März 2021
Von:
B. Schumacher

Evangelium: Joh 3,14-21

In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodemus:

Wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden,  damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben hat.

Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.

Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.

Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat. 

Denn darin besteht das Gericht: Das Licht kam in die Welt, doch die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse. 

Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden. 

Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind.

Liebe Schwestern und Brüder,

es gibt in den Evangelien Männer und Frauen, deren Namen immer wieder auftauchen, obwohl sie nicht zum engeren Kreis der Menschen um Jesus gehören.

Im Johannes-Evangelium gehört Nikodemus dazu.

Nikodemus war nicht irgendwer. Das Johannes-Evangelium weist ihn als Pharisäer, Schriftgelehrten und Mitglied des Hohen Rates aus. Nikodemus hatte, modern gesagt, Karriere gemacht, er gehörte zu den führenden Leuten. Drei Mal erscheint er im Johannes-Evangelium: an dieser Stelle, bei einem Gespräch, in dem er zu Gunsten Jesu Partei ergreift und bei der Beisetzung Jesu, wo er ihm den letzten Liebesdienst erweist.

Bevor er sich in der Öffentlichkeit für Jesus eingesetzt hatte, kam Nikodemus im Schutz der Dunkelheit zu Jesus und stellte ihm seine Fragen. Offensichtlich wagte es Nikodemus anfangs nicht, sich im hellen Tagesschein zu Jesus zu bekennen. Genauso offensichtlich hat aber Nikodemus im Anschluss an dieses nächtliche Gespräch, dessen zweiter Teil das heutige Sonntagevangelium darstellt,  in seinem Leben eine Wende vollzogen, hat er sich vom Zweifler zum Anhänger gewandelt.

Er geht bei Nacht zu ihm und stellt seine Fragen. Jesus erkennt offensichtlich, dass es Nikodemus ernst ist, dass seine Fragen an ihn von innen heraus kommen, dass da ein Mann zu ihm gekommen ist, der auf der Suche ist, der Orientierung und Halt sucht.

Und Jesus gibt Nikodemus, was er sucht, er gibt ihm den Halt, den er braucht, er gibt ihm einen Sinn, den Nikodemus bisher in seinem Leben vermisst hat und nach dem er in der folgenden Zeit lebt.

 

Steckt nicht ein Teil des Nikodemus in jedem von uns? Die Botschaft Jesu und sein Schicksal sind uns nicht unbekannt – sonst wären wir heute kaum hier. Gleichzeitig stellen wir Fragen und erhoffen uns Antworten: Wie geht es weiter mit uns? Was wird aus uns, wenn wir die Augen endgültig schließen? Welchen Sinn hat unser Leben? Was wird aus unserer Welt?

In der uns heute etwas seltsam anmutenden Sprache des Evangelisten Johannes weist Jesus dem Nikodemus die Richtung: Wer an den Sohn Gottes glaubt, geht nicht zugrunde, sondern hat das ewige Leben. Wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat.

 

An Jesus, an seiner Botschaft und seinem Schicksal scheiden sich die Geister. Jeder und jede muss sich entscheiden: Stehe ich auf Seiten Jesu? Vertraue ich ihm? Habe ich Vertrauen, dass mit dem Tod nicht alles aus ist, weil Jesus nicht im Tod geblieben ist? Kann ich wirklich und ehrlich in drei Wochen in das Halleluja des Ostertags einstimmen – zumindest in Gedanken? Stehe ich, um mit Johannes zu reden, auf der Seite des Lichts?

Wie sieht es mit meinem Osterglauben aus? Was hat sich in meinem Glauben durch die Corona-Zeit geändert? Umfragen – gerade auch unter Christen – zeigen erschreckenderweise, dass viele Menschen heute gar nicht mehr an die Auferstehung glauben.

Nikodemus hat sich die Worte Jesu offensichtlich zu Herzen genommen, er hat sich gewandelt und sich auf die Seite Jesu gestellt, als es zur Entscheidung kam. Und dabei hat er nichts überstürzt. Ganz vorsichtig hat er sich bei Nacht – und beinahe wäre ich versucht zu sagen: und Nebel – dem Wanderprediger aus Nazaret genähert. Ganz vorsichtig hat er sich auf die Worte Jesu eingelassen, hat er sein Leben an dem Beispiel und den Worten Jesu ausgerichtet, bis er sich in aller Öffentlichkeit zu Jesus bekennen konnte, bis er ihm im Tod einen letzten Dienst leisten konnte.

Nikodemus ist mir deshalb eine sympathische Figur. Er gehört nicht zu den Menschen, die mit wehenden Fahnen das Lager wechseln und sich haltlos wie ein Fähnchen im Wind der herrschenden Meinung anpassen. Nikodemus hat sich Zeit gelassen, er hat sich mit dem Mann aus Nazaret und seiner Lehre auseinandergesetzt, hat sie mit seinen eigenen Überzeugungen verglichen und ist dann zu dem Ergebnis gekommen: Jesus – der ist es.

 

Drei Wochen trennen uns vom Osterfest. Bevor wir dieses Hochfest feiern, stehen uns noch die Kartage bevor. Wir sind gefordert eine Antwort zu finden auf die Frage: Ist Jesus der Richtige? Ist er wirklich der von Gott Bevollmächtigte, der uns in seinem Reden, Handeln und Schicksal aufzeigt, dass unser Leben einen tiefen Sinn hat? Ist er derjenige, an dessen Lehre und Handeln wir uns ein Beispiel nehmen können und sollen im Umgang mit unseren Mitmenschen und der übrigen Schöpfung?

Nikodemus macht uns deutlich, dass der Glaube nichts ist, was wir haben oder gar besitzen. Nikodemus hat gesucht, er hat gerungen – und er hat gefunden. Er ist bildlich gesprochen zum Licht gekommen, ist selber Licht geworden.

Ich hoffe und wünsche uns allen, dass auch wir in unserem Glauben niemals „fertig“ sind, sondern uns immer wieder auf die Suche nach Jesus Christus in unserem Leben und Glauben. Amen.

Bärbel Schumacher

Impuls zum 3. Fastensonntag

Öffnungszeiten unserer Kirchen zum stillen Gebet